Full text: Für Seminarvorbereitungsanstalten und Fortbildungsschulen (Bd. 1 = Vorstufe, [Schülerband])

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4. Und uns zuliebe schmücken ja 
Sich Wiese, Berg und Wald; 
Und Vögel singen fern und nah, 
Daß alles widerhallt. 
a Bei 'r Arbeit singt die Lerch' uns zu, 
Die Nachtigall bei 'r süßen Ruh'. 
5. Und wenn die goldne Sonn' aufgeht, 
Und golden wird die Welt, 
Und alles in der Blüte steht, 
Und Ähren trägt das Feld; 
Dann denk' ich: alle diese Pracht 
Hat Gott zu meiner Lust gemacht. 
6. Dann preis' ich laut und lobe Gott 
Und schweb' in hohem Mut, 
Und denk': es ist ein lieber Gott 
Und meint's mit Menschen gut! 
Drum will ich immer dankbar sein 
Und mich der Güte Gottes freu'n! 
io 183. Europas Klima. 
Nach £. G. Blatte und X Diesterweg. 
L. D. Blanc, Handbuch deS WiffenSwürdigsten au« der Natur und Geschichte der Erde. Durchgesehen von A. Diester« 
weg. Braunschweig 1858. Tl. I, S. 393ff. u. pass. — Hier nach der Fassung von A. Mauer, Geogr. Bilder. Lange»' 
salza 188«. Bd. I, S. 31. 
i5 In der Mitte Europas, im nordöstlichen Deutschland, hat der umwölbte Himmel 
ungefähr die Farbe des Vergißmeinnicht, im südlichen Europa kommt das Blau 
desselben den Farben der Kornblumen nahe, während es im Norden wiederum viel 
heller als in der Mitte, und mehr mit Weiß-Grau gemischt ist. Geht man von 
Osten gegen Westen, so findet man den Himmel im Westen bewölkter als im Osten, 
so und die Luft hier trockener als dort; denn die Wolken bewegen sich in Europa vor¬ 
zugsweise ostwärts, lagern im Süden sich an die hoch emporragenden Gebirge, oder 
ziehen zum Teil über das niedrige Mitteleuropa hinweg und entladen sich, mit den 
trockenen Ostwinden zusammentreffend, in der flachen Gegend. 
Sieht man auf die Wärmeunterschiede der verschiedenen Tageszeiten, so findet 
»5 man, daß in Europa die niedrigste Temperatur etwa 5 Uhr früh stattfindet. Die 
höchste bemerken wir zwischen 2 und 3 Uhr nachmittags. Beobachtet man den Gang 
der Wärme und Kälte nach den einzelnen Monaten, so findet man, daß die Monate 
April und Oktober fast die mittlere Temperatur des ganzen Jahres zeigen, und daß 
die größte Kälte in die ersten Tage des Januars fällt. In Petersburg trifft die 
30 größte Hitze in der Regel auf den 22. Juli, in Stockholm auf den 27. Juli, in 
London auf den 1. und auf dem Gotthard auf den 6. August. 
Die allgemeinen Angaben werden nach der verschiedenen Lage der einzelnen Land¬ 
schaften und Orte auf mannigfache Weise abgeändert. Geringere oder höhere Erhe¬ 
bung über der See, die Nähe des Meeres oder die Ferne desselben, sowie Gebirgs- 
»ü nähe, Wälderreichtum oder Holzarmut und benachbarte Sandgegenden sind dabei sehr 
zu beachten, und ist ferner hierbei der Einfluß, welchen Asien von Osten her, die Europa 
umgebenden Meere und das nicht ferne Afrika ausüben, nicht zu übersehen. 
Ostwind im Winter bringt Kälte, im Sommer dagegen heitere Tage und Dür- 
rung. Wohin der Ostwind nicht dringen kann, ist das Klima ein ganz anderes, 
«o Ungarn, Mähren und Böhmen sind durch vorliegende Gebirge gegen ihn geschützt, 
daher im Winter viel wärmer und so mild, daß die Rebe dort gedeiht. 
Ganz anders ist der Einfluß Afrikas auf die südlichen Halbinseln unseres Erd¬ 
teiles. In den ungeheuren wasserlosen und pflanzenleeren Wüsten Afrikas, welche 
unter den lotrechten Strahlen der Sonne liegen, entwickelt sich eine brennende, 
«5 trockene Hitze, die, wenn sie nordwärts strömt, zwar durch das Mittelländische Meer 
etwas gemildert und feuchter gemacht wird, aber dennoch, besonders in den südlichen 
Teilen der genannten Länder, so unausstehlich heiß ist, daß alle Geschöpfe dadurch 
ermattet und erschlafft werden. In Spanien wird dieser glühende Wind Solano, 
in Italien Schirokko genannt. Hält er längere Zeit an, so werden GraS und Laub 
»o welk und zuletzt so dürr, daß man sie zwischen den Fingern zerreiben kann. Das 
Holzwerk schwindet und zeigt weit klaffende Spalten, die sich, wenn der Wind auf¬ 
gehört hat, wieder schließen. Abgespannt, jeder körperlichen und selbst jeder An- 
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