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3. Da warfst die Sichel du ins Korn,
Den Ährenkranz dazu;
Da fuhrst du auf in Hellem Zorn,
Diefatmend auf im Nu;
Schlugst jauchzend in die Hände dann:
"Willst du's, so mag es sein!
^uf, meine Kinder, alle Mann!
-8um Rhein! zum Rhein! zum Rhein!"
Hurra, hurra, hurra!
Hurra, Germania!
4. Da rauscht das Haff, da rauscht der
Belt,
Da rauscht das Deutsche Meer;
Da rückt die Oder dreist ins Feld,
Die Elbe greift zur Wehr.
Neckar und Weser stürmen an,
Sogar die Flut des Mains!
^ergeffen ist der alte Span:
Das deutsche Volk ist eins!
Hurra, hurra, hurra!
Hurra, Germania!
5. Schwaben und Preußen Hand in Hand,
Der Nord, der Süd ein Heer!
Was ist des Deutschen Vaterland, —
Wir fragen's heut' nicht mehr!
bin Geist, ein Arm, ein einz'ger Leib,
bin Wille sind wir heut'!
Hurra, Germania, stolzes Weib!
Hurra, du große Zeit!
Hurra, hurra, hurra!
Hurra, Germania!
6. Mag kommen nun, was kommen mag:
Fest steht Germania!
Dies ist All-Deutschlands Ehrentag:
Nun weh' dir, Gallia!
Weh', daß ein Räuber dir das Schwert e
Frech in die Hand gedrückt!
Fluch ihm! Und nun für Heim und Herd
Das deutsche Schwert gezückt!
Hurra, hurra, hurra!
Hurra, Germania! ie
7. Für Heim und Herd, für Weib und
Kind,
Für jedes teure Gut,
Dem wir bestellt zu Hütern sind,
Vor fremdem Frevelmut!
Für deutsches Recht, für deutsches Wort,
Für deutsche Sitt' und Art, —
Für jeden heil'gen deutschen Hort, —
Hurra! zur Kriegesfahrt!
Hurra, hurra, hurra! »<.
Hurra, Germania!
8. Auf,Deutschland, auf, und Gottmitdir!
Ins Feld! der Würfel klirrt!
Wohl schnürt's die Brust uns, denken wir
Des Bluts, das fließen wird!
Dennoch das Auge kühn empor!
Denn siegen wirst du ja:
Groß, herrlich, frei, wie nie zuvor!
Hurra, Germania!
Hurra, Viktoria!
Hurra, Germania!
187. Ein gutes Rezept.
Von p. Hebel.
Sämtliche Werke. Karlsruhe 1883. Bd. HI (Erzählungen des rheinischen Hausfreundes), S. 148.
In Wien der Kaiser Joseph war ein weiser und wohltätiger Monarch, wie sb
lkdermann weiß; aber nicht alle Leute wissen, wie er einmal der Doktor gewesen ist
M eine arme Frau kuriert hat. — Eine arme, kranke Frau sagte zu ihrem Büblein:
"Kind, hol mir einen Doktor, sonst kann ich's nimmer aushalten vor Schmerzen!"
Das Büblein lief zum ersten Doktor und zum zweiten; aber keiner wollte kommen; denn
J* Wien kostet ein Gang zu einem Patienten einen Gulden, und der arme Knabe
Me nichts als Tränen, die wohl im Himmel für gute Münze gelten, aber nicht
allen Leuten auf der Erde. — Als er aber zum dritten Doktor auf dem Wege
M, oder heim, fuhr langsam der Kaiser in einer offenen Kutsche an ihm vorbei.
Der Knabe hielt ihn wohl für einen reichen Herrn, ob er gleich nicht wußte, daß
“ der Kaiser ist, und dachte: ich will's probieren. „ Gnädiger Herr", sagte er, »
''tooilt Ihr mir nicht einen Gulden schenken? Seid so barmherzig!" Der Kaiser
Mte: der faßt's kurz und denkt: wenn ich den Gulden auf einmal bekomme, so
j^uch' ich nicht sechzigmal um den Kreuzer zu betteln. „Tut's ein Käsperlein *) oder
Wet Vierundzwanziger nicht auch?" fragt ihn der Kaiser. Das Büblein sagte:
. *) Käsperlein, auch Kopfstück und Zwanziger genannt, eine frühere Münze von 20 resp. 24 Kren- «.
4ertt = ca. 75 Pfennige.
Üehr u. Kriebitzsch, Deutsche« Lesebuch. I.
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