Full text: Für Seminarvorbereitungsanstalten und Fortbildungsschulen (Bd. 1 = Vorstufe, [Schülerband])

3. In der Freude wie im Leide 
Nuf' ich's Freund' und Feinden zu: 
»Ewig sind vereint wir beide, 
"nd mein Trost, mein Glück bist du." 
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4. Treue Liebe bis zum Grabe 
Schwör' ich dir mit Herz und Hand; 
Was ich bin und was ich habe, 
Dank' ich dir, mein Vaterland. 
212. Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe. [%m 15. Juli 1291.] (1820.) 
Von I. Kerner. 
Dichtungen. Stuttgart 1841. Bd. I. S. 156. 
1. Auf der Burg zu Germersheim, 
Aark am Geist, am Leibe schwach, 
^itzt der greise Kaiser Rudolf, 
spielend das gewohnte Schach. 
.. 2. Und er spricht: „Ihr guten Meister, 
^rzte! sagt mir ohne Zagen: 
^ann aus dem zerbrochnen Leib 
^ird der Geist zu Gott getragen?" 
3. Und die Meister sprechen: „Herr, 
Lohl noch heut' erscheint die Stunde." 
freundlich lächelnd spricht der Greis: 
"Meister! Dank für diese Kunde!" 
4. „Auf nach Speier! auf nach Speier!" 
Nuft er, als das Spiel geendet; 
"^o so mancher deutsche Held 
"egt begraben, sei's vollendet! 
3. „Blast die Hörner, bringt daS Roß, 
mich oft zur Schlacht getragen!" 
Zaudernd stehn die Diener all', 
^och er ruft: „Folgt ohne Zagen!" 
6. Und das Schlachtroß wird gebracht. 
»Nicht zum Kampf, zum ew'gen Frieden", 
spricht er, „trage, treuer Freund, 
'Ht den Herrn, den lebensmüden!" 
Ä 7. Weinend steht der Diener Schar, 
% der Greis auf hohem Rosse, 
Hechts und links ein Kapellan, 
Zieht, halb Leich', aus seinem Schlosse. 
^ 3. Trauernd neigt des Schlosses Lind' 
ihm ihre Äste nieder, 
A?gel, die in ihrer Hut, 
Zungen wehmutsvolle Lieder. 
9. Mancher eilt des Wegs daher, 
Der gehört die bange Sage, 
Sieht des Helden sterbend Bild 10 
Und bricht aus in laute Klage. 
10. Aber nur von Himmelslust 
Spricht der Greis mit jenen zweien, 
Lächelnd blickt sein Angesicht, 
Als ritt' er zur Lust im Maien. 15 
11. Von dem hohen Dom zu Speier 
Hört man dumpf die Glocken schallen. 
Ritter, Bürger, zarte Frau'n 
Weinend ihm entgegenwallen. 
13. In den hohen Kaisersaal ro 
Ist er rasch noch eingetreten; 
Sitzend dort auf goldnem Stuhl 
Hört man für das Volk ihn beten. 
13. „Reichet mir den heil'gen Leib!" 
Spricht er dann mit bleichem Munde; 
Drauf verjüngt sich sein Gesicht 
Um die mitternächt'ge Stunde. 
14. Da auf einmal wird der Saal 
Hell von überird'schem Lichte, 
Und entschlummert sitzt der Held, so 
Himmelsruh' im Angesichte. 
15. Glocken dürfen's nicht verkünden, 
Boten nicht zur Leiche bieten, 
Alle Herzen längs des Rheines 
Fühlen, daß der Held verschieden. ro 
16. Rach dem Dome strömt das Volk 
Schwarz, unzähligen Gewimmels. 
Der empfing des Helden Leib, 
Seinen Geist der Dom des Himmels. 
213. Dl« Schwalbe. 
Von R. Meyer. 
Charakteristlache Tierxelchnungen. Zürich 1833. 8. 83. 
tu 
Aus meinem Zimmer seK ich in* Freie hinaus zu dem blauen Strom, auf grüne, 
Ottern Bächen durchzogene Matten und hin zum Gelände, wo Kornfelder und 
^*en wechseln, und die Fenster der Hütten, belebt im Strahl der Abendsonne, unter «
	        
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