Object: Das Altertum, das Mittelalter bis zu Karl dem Großen (Teil 1)

Die Phönizier. 
15 
Landes zwischen Indien und dem Mittelmeer*). Als Geld führten die baby- 
lonischen Kaufleute Gold und Silber in Form von Barren und Ringen 
ein, die nach dem Gewicht abgestuft waren. 
Eigentliche Münzen wurden zuerst im 7. Jahrhundert von den kleinasiatischen 
Griechen geprägt, indem Gold- und Silberstücke mit einem staatlichen Stempel versehen 
und dadurch ausschließlich für den Geldverkehr bestimmt wurden. 
Mehr als bei irgendeinem andern Volke führte das dichte Zusammen- 
wohnen zur Arbeitsteilung, der Wohlstand zu Üppigkeit und Verweichlichung, 
Fehlern, die das warme Klima nur begünstigte. Auch finden wir bei 
keinem Volke so viel Grausamkeit und Roheit wie hier. 
§ 5. Die Phönizier. 
1. Handel und Schiffahrt. Das schmale Ländchen zwischen dem Libanon 
und dem Meere, vom Gebirge her gut bewässert, war reich an Getreide 
Obst uud Viehweiden. Aber die hafenreiche Küste, die lockende Nähe Cyperns 
und das zum Schiffbau trefflich geeignete Zedern- und Eichenholz vom 
Libanon wiesen die Phönizier bei zunehmender Dichtigkeit der Bevölkerung 
auf das Meer hin. Sie wurden das erste Handelsvolk des Altertums. 
Den Zwischenhandel begünstigte schon die Lage zwischen den beiden alten 
Kulturländern Ägypten und Mesopotamien. Schon um die Mitte des zweiten 
Jahrtausends holten sie aus beiden Ländern deren Industrie- und Natur- 
erzeugnisse sowie Sklaven, mit denen sie die besten Geschäfte machten. Von 
Cypern (griechisch Kypros) holten sie das Metall, dem die Insel den Namen 
gegeben hat, aus Griechenland und den Inseln des Ägüischen Meeres Früchte, 
Purpurschnecken und Holz, aus Spanien Silber. 
Nirgends gingen sie auf Landerwerb aus. Ihre Kolonien sind 
entstanden aus Faktoreien, die sie an allen günstigen Küstenplätzen errichteten. 
Zuerst besiedelten sie Cypern und die kleinasiatische Küste, und als sie vou 
hier durch die Griechen verdrängt wurden, wandten sie sich nach Kythera 
und weiter nach dem Westen. Phönizischen Ursprung haben u. a. Panormus, 
Gades, Malaka, Karthago. Auch in Memphis uud Babylon gab es 
phönizische Handelskolonien. 
Die Seefahrer begnügten sich nicht mit dem Mittelmeere. Von der 
Handelsstation am Roten Meere (Buntkarte 1) fuhren sie nach Arabien, 
um Gewürze, und nach Indien, um Edelsteine und Elfenbein zu holen. 
Um das Jahr 1000 fuhren sie, mit König Salomo verbündet, nach dem 
Goldlande, das im Alten Testament Ophir genannt wird, und das vielleicht 
im südöstlichen Afrika zu suchen ist. Um 600 schickte König Necho von 
Ägypten phönizische Schiffer zur Erforschung der afrikanischen Küste aus; 
sie führten dabei die erste Umseglung des Erdteils aus. — Über die „Säulen 
*) In unserm Jahrhundert wird die Bagdadbahn dem Lande wieder eine erhöhte 
Bedeutung verleihen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.