Full text: Vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart (Hälfte 2, [Schülerband])

156 
Denn ward hei glik von flössen1) fdjröppt2), 
120 Em acht're3) Xlijren4) Jlen5 *) fest. . . 
So liggt hei nu den einen Dag, den tweiten 
Bi Hawergrütt5) un Watersupp, 
Un keiner will von em wat weiten. 
i25 Un deiht hei blot den Mund mal up, 
Denn heit dat glik: „Wat willst du, Swen- 
ning, 
Ligg ruhig, stilling, leiwes Männing!" 
Un fängt hei an, mal tau vertellen 
Von sine Wedd un an tau schellen, 
izo Denn heit dat glik: „Oh, Fiken, lop un rönn 
Doch glik mal nah den Dokter hen. 
Hei müßt em wedder Jlen fetten.". . 
„„Na,"" denkt hei endlich, „„giww di7) man! 
i35 Verrückt? Ne, dats nich wohr, dat bün 'ck 
nich west. 
Doch dumm, as einer wesen kann! 
Ick glöw8 *) binah, dat is dat best: 
Ick segg hir weder in dat Bedd 
Noch ceverall wat von min Wedd: 
140 Ick glöw, ick swigO) man ganz un gor. 
Dat Geld is weg, de Schimp is dor. 
Sei heww'n mi doch tau arg traktiert, 
Vont Wedden bün ick nu kuriert!" 
2. De Reknung ahn1") Wirt. 
„Gu'n Morgen, Herr Avkat, mi is dor 
wat passiert, 
Mi hett bor11) upp de Strat so'n utver- 
schamtes Dirt12) 
Von Köter in de Beinen beten 18) 
Un mi en Stück ut mine Büxen reten"). 
ü Dat is ne ganze nige Hos, 
Un ick wull Sei doch blot mal fragen, 
Ob ick den Kirl nich iümt15) verklagen, 
Dei so'n betschen18) Hund tett17) los' 
Hir upp de Straten rümmer gähn?" 
„„Gewiß, mein lieber Freund, das können Sie, io 
Der Eigentümer von dem Vieh, 
Das Ihnen solches angetan 
Und Ihre Hose riß in Fetzen, 
Muß Ihnen selbige ersetzen!"" — 
„Süll'ck woll drei Daler föddernkoenen18)?" — is 
„„Gewiß, das können Sie! Für diese schönen 
Und neuen Hosen ist das nicht zuviel."" 
„Na, Herr Avkat," seggt Möller Thiel, 
„Denn gewen S' man drei Daler her, 
Wil't Ehr oll Köter wesen ded18). so 
„„Mein Hund? — Mein Pollo biß Sie 
in die Waden? 
Nun gut! Ich glaubs und stehe für den 
Schaden: 
Hier sind drei Taler für die Hosen, 
Was Recht ist, muß als Recht bestehn, 25 
Und sollt die Welt in Stücken gehn!"" — 
De Möller lacht so recht gottlosen 
Un denkt, den'n hest du richtig namen 2o)! 
Strickt21) sick dat lütte22) Geld tausamen 
Un will gehursamst sick empfehlen. 30 
„„Halt, lieber Freund!"" seggt de Avkat, 
„„Ich kann es Ihnen nicht verhehlen, 
Daß in beregter Sach für Müh und guten 
Rat 
Drei Taler sechzehn Groschen mir ge¬ 
bühren. 
Man wedder28) rut2H mit de drei Daler, 
Un sößteihn25) Groschen bigeleggt? 35 
Denn kümmt de Sak irst richtig trecht28). 
Recht, Fründting27), möt28) as Recht bestahn, 
Un füll de Welt in Stücken gähn!"" 
1) flössen (flachsen, von Flachs) übertragen: von neuem, mit erneuerter Kraft. 2) schröppt, 
geschröpft. 3) achter, hinter. 4) uhren, Ohren. 5) ilen, Blutegel. 6) hawergrütt, Hafer¬ 
grütze. 7) giww di, gib dich (zufrieden). 8) glöw, glaube. 9) swig, schweige. 10) ahn, ohne. 
11) dor, da. 12) utverschamtes dirt, unverschämtes Tier. 13) beten, gebissen. 14) nt mine 
büxen reten, aus meinen Beinkleidern gerissen. 15) künn, könnte. 16) betschen, bissigen. 
17) lett, läßt. 18) süll'k . . kcenen, sollte ich . . können. 19) wesen ded, war (wörtlich: sein 
tat). 20) namen, genommen. 21) strickt, streicht. 22) lütte, kleine, wenige. 23) wedder, 
wieder. 24) rut, raus. 25) sößteihn, sechzehn. 26) trecht, zurecht. 27) fründting, 
Freundchen. 28) möt, muß.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.