120. Dietrich von Bern.
Römische Leichen und gotische Wonne
Schaute sie, Rettung und Rache und Sieg.
5. Marmorne Zwingburg versunken im Brande!
Hinter uns Trümmer und lohender Schein!
Südwärts, ihr Goten! Italias Lande
Liegen euch offen und laden euch ein.
6. Freut euch, ihr Frau’n mit den goldgelben Flechten,
Freut euch, ihr Buben mit Augen so blau:
Nun ist’s genug mit dem Wandern und Fechten,
Nun wird gesiedelt auf wonniger Au.
7. Lenket die rindergezogenen Wagen
Langsam hinunter den felsigen Steig!
Grünendes Reis um die Helme geschlagen:
..Lorbeer“ heißt, glaub’ ich, das dunkle Gezweig!
8. Heil dir, o König, du Meister des Krieges,
Führ’ uns hinab an den schimmernden Strand!
Heil dir, du gibst — als Beute des Sieges —
Wanderern wieder ein Heimatland.
9. Daß sich Gehöft an Gehöft nun erhebe,
Fället die Pinie, säget den Stein!
Schlingt um die Türe die rankende Rebe,
Pflanzt die Olive auf gotischem Rain!
10. Herrlicher leben wir hier als die Ahnen
Droben in Walhalls leuchtendem Glast:
Aber die alten, die gotischen Fahnen
Pflanzt auf den Giebel dem Königspalast!“
Felix Dahn
120. Dietrich von Bern.
1. Als Dietrichs Ruhm erschollen von Bern aus weit umher,
Da wagte sich zu messen mit ihm kein Degen mehr.
Der eh’ mit grimmen Necken bestanden manchen Strauß,
Er zog nur noch im Bügel aufs kühne Weidwerk aus.
2. Einst pflog er nach dem Jagen des Bads in einem Quell,
Da rief ihm zu sein Knappe: „Herr, macht heran euch schnell!
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