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IV. Volkslieder.
Vnd kom genn Pern geriten:
do was er lieb vnd wert,
vnd beten kaum erpiten.
sie fragten was er hert:
5 er sagt wies gangen were.
des las wir auch darvon
vnd singen dovon nit mere.
got wol vns peibestan.
29 lied hat das geticht der vater mit dem sun.
io Kaspar von der Roen, „Heldenbuch".
3.
„Ich wil zu land ausreifen"
sprach sich meister Hiltebrant,
„der mich die weg tat weisen
15 gen Bern wol in die lernt;
die sind mir unkunt gewesen
vil manchen lieben tag,
in zwei und dreißig jaren
sraw Uten ich nie gesnch."
20 „Wilt du zu land ausreifen,"
sprach sich Herzog Abelung,
„was begegnet dir aus der Heiden?
ein schneller degen jung)
was begegnet dir aus der marke?
25 der jung Herr Alebrant;
ja rittest du selb zwölfte,
von im würdest angerant."
„Ja rennet er mich ane
in seinem Übermut,
30 ich zerhaw im seinen grünen schilt,
es tut im nimmer gut)
ich zerhaw im seine brünne
mit einem schirmenschlag,
und daß er seiner mutter
35 ein jar zu klagen hab."
„Das soll du nicht entune!"
sprach sich Herr Dieterich,
„wann der jung Herr Alebrant
ist mir von herzen lieb)
-io du solt im sreuntlich zusprechen
wol durch den willen mein:
daß er dich lasse reiten
als lieb ich im mag gesein."
Do er zum rosengarten ausreit
wol in des Berners mark,
do kam er in große arbeit
von einem Helden stark,
von einem Helden junge
wart er do angerant: .
„nun sag an, du vil alter,
was suchst in meines vaters land?
Du fürst dein Harnisch lauter und
recht seist du eins künigs kint, frein,
du machst mich jungen Helden
mit gsehenden äugen blint;
du sollest daheime bleiben
und haben gut gemach
ob einer heißen glute." —
Der alte lacht und sprach:
„Solt ich daheime bleiben
und haben gut Hausgemach?
mir ist bei all meinen tagen
zu reisen aufgesatzt,
zu reisen und zu fechten
bis auf mein hinefart,
das sag' ich dir vil jungen,
drumb grawet mir mein bart."
„Dein bart wil ich dir ausraufen,
sag' ich dir vil alten man,
daß dir dein rosenfarbes blut
über die wangen muß abgan)
dein Harnisch und dein grünen schilt
must du mir hie aufgeben,
darzu must mein gefangner sein
wilt du behalten dein leben."