Full text: [Band 2, [Schülerband]] (Band 2, [Schülerband])

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iici) aber mit Rußland, suchen. Ich glaube auch nicht an eine unmittelbar 
bevorstehende Friedensstörung, wenn ich mich resümieren soll, und bitte, 
daß Sie das vorliegende Gesetz unabhängig von diesem Gedanken und 
dieser Befürchtung behandeln, lediglich als eine volle Herstellung der Ver- 
5 wendbarkeit der gewaltigen Kraft, die Gott in die deutsche Nation gelegt 
hat, für den Fall, daß wir sie brauchen; brauchen wir sie nicht, dann 
werden wir sie nicht rufen; wir suchen den Fall zu vermeiden, daß wir sie 
brauchen. 
Wir Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts in der Welt; 
10 und die Gottesfurcht ist es schon, die uns den Frieden lieben und pflegen 
läßt. Wer ihn aber trotzdem bricht, der wird sich überzeugen, daß die 
kampfesfreudige Vaterlandsliebe, die 1813 die gesamte Bevölkerung des 
damals schwachen, kleinen und ausgesogenen Preußens unter die Fahnen 
rief, heutzutage ein Gemeingut der ganzen deutschen Nation ist, und daß 
15 derjenige, der die deutsche Nation irgendwie angreift, sie einheitlich gewaffnet 
finden wird und jeden Wehrmann mit dem festen Glauben im Herzen: 
Gott wird mit uns sein! 
18. Briefwechsel Wischen Bismarck und König Ludwig 
von Bayern. 
20 Otto Fürst von Bismarck. 
„Gedanken und Erinnerungen." Stuttgart. 1898. Band I. 
1. 
Versailles, 27. November 1870. 
Allerdurchlauchtigster Großmächtigster König, 
25 Allergnädigster Herr! 
Für die huldreichen Eröffnungen, die mir Graf Holnstein auf Befehl 
Eurer Majestät gemacht hat, bitte ich Allerhöchstdieselben den ehrfurchts¬ 
vollen Ausdruck meines Dankes entgegennehmen zu wollen. Das Gefühl 
meiner Dankbarkeit gegen Eure Majestät hat einen tieferen und breiteren 
30 Grund als den persönlichen in der amtlichen Stellung, in der ich die hoch¬ 
herzigen Entschließungen Eurer Majestät zu würdigen berufen bin, durch 
die Eure Majestät beim Beginn und bei Beendigung dieses Krieges der 
Einigkeit und der Macht Deutschlands den Abschluß gegeben haben. Aber 
es ist nicht meine, sondern die Aufgabe des deutschen Volkes und der 
35 Geschichte, dem durchlauchtigen bayrischen Hause für Eurer Majestät vater¬ 
ländische Politik und für den Heldenmut Ihres Heeres zu danken. Ich 
kann nur versichern, daß ich Eurer Majestät, solang ich lebe, in ehrlicher 
Dankbarkeit anhänglich und ergeben sein und mich jederzeit glücklich schätzen 
werde, wenn es mir vergönnt wird, Eurer Majestät zu Diensten zu sein.
	        
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