Full text: Poetische Blumenlese oder Grundlagen für den Unterricht in der Poetik und Litteraturgeschichte

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Zweite Abteilung. Epische Poesie. 
mit weißem Stabe, der treue Eckart, der die Leute aus dem Wege weichen, einige 
auch heimgehen hieß, sie möchten sonst Schaden nehmen. Grau und schattenhaft siehl 
der Zug sich an; er kommt heran wie n nächtlicher Graus. h Gliederung 
1. Das Zusammentreffen der Kinder mit dem wlenden Heer und dem treuen Eckart 
Str. 153). 2. Die Worte, welche der treue Eckart an die Kinder richtet (Str. T)). 
3. Ankunft der Kinder zu sun das Wunder mit dem Bier (Sir. 6—7). 4. Die 
ute Lehre (Str.). — Mrundgedanke: „Das Wunder muß, wie der Glaube, 
n Kind es ist, in verschwiegener Brust gehütet werden; der Sprache, dem Geschöpfe 
des Verstandes preisgegeben, verliert es an Kraft und Dasein. „Verplaudern ist 
schädlich Verschweigen ist gut.“ 9) Woxterklärungen: Gethal, ein von Goethe 
neugebildeter Sammelname für eine weite Ebene Gen gegen (nach Haus) — 
Aldermann ein niedersüchsisches und englisches Wort, niedersaͤchsisch — Innungs⸗ 
ältester Altmeister der Zunft; englisch: Ratsherr; dei Goelhe ift daßs Wornnn Sinne 
von ältere, erfahrene Person zu nehmen. 
166. Der Taucher. 
Friedrich v. Schiller. 
1. „Wer wagt es, Rittersmann oder Knapp', 
Zu tauchen in diesen Schlund? 
Einen goldnen Becher werf' ich hinab; 
Verschlungen schon hat ihn der schwarze Mund. 
Wer mir den Becher kann wieder zeigen, 
Er mag ihn behalten, er ist sein eigen.“ 
2. Der König spricht es und wirft von der Höh' 
Der Klippe, die schroff und steil 
Hinaushängt in die unendliche See, 
Den Becher in der Charybde Geheul. 
„Wer ist der Beherzte, ich frage wieder, 
Zu tauchen in diese Tiefe nieder?“ 
3. Und die Ritter, die Knappen um ihn her 
Vernehmen's und schweigen still, 
Sehen hinab in das wilde Meer, 
Und keiner den Becher gewinnen will. 
Und der König zum drittenmal wieder fraget: 
„Ist keiner, der sich hinunterwaget?“ 
4. Doch alles noch stumm bleibt wie zuvor; 
Und ein Edelknecht, sanft und keck, 
Tritt aus der Knappen zagendem Chor, 
Und den Gürtel wirft er, den Manlel weg. 
Und alle die Männer umher und Frauen 
Auf den herrlichen Jüngling verwundert schauen. 
5. Und wie er tritt an des Felsen Hang 
Und blickt in den Schlund hinab, 
Die Wasser, die sie hinunterschlang, 
Die Charybde jeht brüllend wiedergab, 
Und wie mit des fernen Donners Getose 
Entstürzen sie schäumend dem finstern Schoße. 
6. Und es wallet und siedet und brauset und zischt, 
Wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt, 
Bis zum Himmel spritzet der dampfende Gischt, 
Und Flut auf Flut sich ohn' Ende drängt.
	        
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