VI. Balladen und Romanzen.
Der schlägt um ihn den Mantel und setzt ihn auf das Roß,
Er bind't ihn aufrecht feste, verläßt mit ihm das Schloß
Sängergreis,
11. Doch vor dem hohen Thore da hält der
Da faßt er seine Harfe, sie, aller Harfen Preis,
An einer Marmorsäule da hat er sie zerschellt;
Dann ruft er, daß es schaurig durch Schloß und Gärten gellt:
199
12. „Weh euch, ihr stolzen Hallen! Nie töne süßer Klang
Durch eure Räume wieder, nie Saite noch Gesang,
NRein, Seufzer nur und Stöhnen und scheuer Sklavenschritt,
Bis euch zu Schutt und Moder der Rachegeist zertritt!
13. „Weh euch, ihr duft'gen Gärten im holden Maienlicht!
Euch zeig' ich dieses Toten entstelltes Angesicht,
Daß ihr darob verdorret, daß jeder Quell versiegt,
Daß ihr in künft'gen Tagen versteint, verödet liegt.
14. „Weh dir, verruchter Mörder, du Fluch des Sängertums!
Umsonst sei all dein Ringen nach Kränzen blut'gen Ruhms!
Dein Name sei vergessen, in ew'ge Nacht getaucht,
Sei wie ein letztes Röcheln in leere Luft verhaucht!“
15. Der Alte hat's gerufen, der Himmel hat's gehört,
Die Mauern liegen nieder, die Hallen sind zerstört;
Roch eine hohe Säule zeugt von verschwundner Pracht;
Auch diese, schon geborsten, kann stürzen über Nacht.
16. Und rings statt duft'ger Gärten ein ödes Heideland,
Kein Baum verstreuet Schatten, kein Quell durchdringt den Sand;
Des Konigs Namen meldet kein Lied, kein Heldenbuch:
Bersunken und vergessen! Das ist des Sängers Fluch
a) Quelle:; Der S dieser meisterhaften Ballade gehört gänzlich der srei⸗
schaffenden Phantasie des Dichters an MZum Berständnis und zur Wür—
digung des Gedichtes: „Wahrhaft notwendig zur Würdigung dieser Ballade,“ sagt
Notter, „ist die Erklärung, welche ihr Verfasser selbst einem Freunde über deren Ent⸗
stehung gegeben hat: nämlich daäß jene zur Zeit von Deutschlands Knechtung entstan⸗
dene unter dem Koͤnig, der an Land und Siegen reich ꝛc. den damaligen
sen Kalser, in dem jungen Sänger die von jenem unterdrückte Freiheit in
demn llen Saͤnger, dem Meister des Jünglings, das Volk habe bezeichnen wollen
Indem so auf bestimmte, furchtbare Verhältnisse hingewiesen wird, bekommt die vorher
Janz unmotiviert dagestandene Grausamkeit des Tyrannen ein ganz anderes Aussehen
Die etwaige r en wird dem Dichter, der im Namen seines Vaterlandes
pricht, een die Wahl des hohen Gegenstandes, von welchem die beiden Sänger
singen, bekommt eine sehr naheliegende Begründung; und bei alledem ist, was ursprüng⸗
lich nur Allegorie sein sollte, unter der Hand zu einem selbständigen Gedicht ge—
worden“ 9 Gliederung, L Reichtum und Macht des grausamen Königs
Str. 1532). 2 Einzug der Sänger in das Schloß des Königs; ihre
Absicht Stris 9. 3. Das Lied der Sänger im hohen Rillersaal Str
¶ Die Wirkung des Gesanges (Str. 8—9, B.und 2) 5. Die ne des Königs
Stres, B.s und 4. 6. Alzug des allen Sängers vom Schlosse Str. 9 1)
Des Sgers Fluch (Six. 115. 38. Ersuüllung des Fluches Str. 6516 2
9 Grund ue Der Name derer, die sich feindselig gegen das Ideale sund dessen
Träger) slelen und es frevelnd zu zerstören suchen verfälll ewiger Vergessenheit —
Wersunken und vergessen, das ist des Sängers u — qWorterkläxungen;
Das Gemahl steht bdie Gemahlin — Heldenbuch — Name einer Sammlung
von kleinerxen epischen Dichlungen des Mittelalters.