Full text: Poetische Blumenlese oder Grundlagen für den Unterricht in der Poetik und Litteraturgeschichte

III. Volkstümliche Lieder. 
275 
9 
heitert uns in trüben Stunden (Str. 2). 3. Er wirkt schnell bewältigend und um— 
stümnmend auf den Menschen und beschwichtigt die Leidenschaften, so den Zorn (SStr s 
Die vierte Strophe kann als Nußanwendung zu dem Gedichle angesesen wehen. 
293. Der Soldat. 
Adalbert v. Chamisso. 
1. Es geht bei gedämpfter Trommel Klang. 
Wie weit noch die Stätte! der Weg wie lang! 
O wär' er zur Ruh' und alles vorbei! 
Ich glaub', es bricht mir das Herz entzweil 
2. Ich hab' in der Welt nur ihn geliebt, 
Nur ihn, dem jetzt man den Tod doch giebi. 
Bei klingendem Spiele wird paradiert, 
Dazu bin auch ich kommandiert. 
3. Nun schaut er auf zum letztenmal 
In Gottes Sonne freudigen Strahl, — 
Nun binden sie ihm die Augen zu — 
Dir schenke Gott die ewige Ruh'! 
4. Es haben die neun wohl angelegt, 
Acht Kugeln haben vorbeigefegt; 
Sie zitterten alle vor Jammer und Schmerz. 
Ich aber, ich traf ihn mitten ins Herz. 
Der Soldat ist von unsäglichem Weh erfüllt, daß er seinem einzigen 
und liebsten Freunde den gegeben; das bricht ihm das Herz, das macht en 
Schmerz, daß er den Feund traf ‚mitten ins Herz“. 
Frühlingsmorgen. 
Justinus Kerner. 
1. Wann die Lämmer wieder sprin- Durch betaute Blumen tönen, 
elchen jub Läßt der seiner Heimat Lied. 
en jubeln, Rosen glühn, 4. Flüsse, Saaten tönend wallen; — 
uß dae kränkste Herze singen Aus n n Himmelblau 
nd im Welken noch erblühn. Weht ein Singen, leblich Shallen, 
3 Wer in bangen Lebensschmerzen Über Wald und helle Au 
Einsam jetzt die Straße geht, ; 
Singet selbst aus düst'rem Herzen, ler Sru. ee von 
Wie ein Lied aus Wolken wehn Fülle nicht dies Here bange 
3. Wer verbannt, das Aug' in Ströme ein von Himmelszinnen, 
Thränen, Morgenrot und Lustgesang! 
Jetzt im fremden Lande ziehl, 
294. 
So frei wie in diesem und dem nachfolgenden Liede hebt sich Kerner selten 
npor; ist er doch hier sichtlich bemüht, den , bangen Lebensschmerze zu unerdruen, 
die buntien Shalten du abannen 
295. Wanderlied. 
Instinns Rerner. 
1. Wohlauf! noch getrunken Ade nun, ihr Lieben! 
Den funkelnden Wein! Geschieden muß sein. 
18
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.