XIV. Fremde Formen.
35.
a
Selbst die Logik zu verhöhnen,
Würd' ich zu beweisen wagen,
Daß es UÜnsinn ist, zu sagen:
Süße Liebe denktin Tönen.
2. Zwar versteh' ich wohl das
Schema
Dieser abgeschmackten Glossen,
Aber solch verzwicktes Thema,
Solche rätselhafte Possen
Sind ein gordisches Problema.
Dennoch macht' ich dir, mein Stern,
Diese Freude gar zu gern;
Hoffnungslos reib' ich die Hände,
Nimmer bring' ich es zu Ende:
Denn Gedaänken stehn zu fern.
3. Laß, mein Kind, die span'sche
Mode!
Laß die fremden Triolette!
Laß die welsche Klangmethode
Der Kanzonen und Sonette!
Bleib' bei deiner sapph'schen Ode!
Bleib' der Aftermuse fern
Der romantisch süßen Herrn!
Duftig schwebeln, luftig tänzeln
Nur in Reimchen, Assonänzeln,
Nur in Tönen mag sie gern.
4. Nicht in Toöͤnen solcher Glossen
Kann die Poesie sich zeigen;
In antiken Verskolossen
Stampft sie besser ihren Reigen
Mit Spondeen und Molossen.
Nur im Hammerschlag und Dröhnen
Deutsch⸗hellenischer Kambnen
Kann sie selbst die alten, kranken,
Allerhäßlichsten Gedanken,
Alles, was sie will, verschönen.
Der Grundgedanke dieser Glosse ist in der letzten Strophe ausgesprochen.
470. Wanderers Nachtlied.
Ein Madrigal.
Sohann Wolfgang v. Goethe.
Der du von dem Himmel bist, Ach, ich bin des Treibens müde!
Alles Leid und Schmerzen stillest, Was soll all der Schmerz und Lust?
Den, der doppelt elend ist, Sußer Friede,
Doppelt mit Erquickung füllest: Komm, ach komm in meine Brust!
„Grundgedanke; Der Friede ist die himmlische, alles Leid und alle Schmerzen
illende Gabe, die um so wohlthuender und erquickender wirkt, je trostbedürftiger das
he sich suhlt Geinbach
1. Ein gleiches. Wanderers Nachtlied.
Ein Madrigal.
Johann Wolfgang v. Goethe.
Kaum einen Hauch;
Die Vöglein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest du auch.
Über allen Gipfeln
Ist Ruh;
In allen Wipfeln
Spürest du
Das vorliegende Gedicht schrieb Goethe am J. September 1783 mit Bleistift an
die ernen Fensterpfosten eines auf dem Gickelhahn bei Ilmenau flehenden Gehzt
abge rannten) großherzoglichen Sommerhäuschens. Es ist wie das vorhergehende der
Ausdruck der Sehnsucht nach Frieden und Ruhe, und zwar, wie wir aus den da—
n Lebensverhältnissen des Dichters wissen. der Sehnsucht nach dem Frieden und
der Ruhe des Grabes
472.
Trioleft.
Johann Wilhelm Ludwig Gleim.
Ein Triolett soll ich ihr singen? Ihr großes Lob hineinzubringen!
Ein Triolett ist viel zu lein, Ein Triolett soll ich ihr singen?