Full text: Auswahl deutscher Gedichte für das 4. - 9. Schuljahr (Teil 4 = 4. - 9. Schuljahr)

Kurze Nachrichten über die Dichter. 
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Idylle neu belebt, wurde durch R. zum Ausdrucksmittel tiefsten deutschen Seelen¬ 
lebens und anschaulichster Schilderung von Land und Leuten seiner Heimat. 
Sämtliche Werke ((3 Bde. Wismar 1863—68 u. ö.). 
A. wilbraudt, Fritz Reuter (Geisteshelden I. 3). (Dresden (890-) 
Friedrich Rückerl (1788—1866). 
Geb. zu Schweiufurt am 16. Mai 1788: studierte in Würzburg und Jena 
zuerst die Rechte, dann Philologie. — Geharnischte Sonette 1814. In 
Wien trat R. 1819, auf der Heimreise von Italien, mit dem gelehrten Orien¬ 
talisten Joseph von Hammer-Purgstall, dem Übersetzer des Hafis, in nähern 
Verkehr. R. vermählte sich 1821 mit Luise Diekhaus-Fischer (Liebes- 
srühling, ersch. 1834). 1826 Professor der orientalischen Sprachen in 
Erlangen, 1841 durch Friedrich Wilhelm IV. nach Berlin berufen, von wo 
er bald unbefriedigt in die Stille seines Landsitzes Neuses bei Koburg sich 
zurückzog. Hier starb er am 31. Jan. 1866. 
R. ist mit Herder, A. w. Schlegel und dem Grasen Schack der bedeutendste 
Vertreter einer Weltlitteratur in deutscher Sprache, wie Goethe sie in seinem Alter 
erstrebte. Mit staunenswerter Anpassungsfähigkeit des Gedankens und der Form 
übertrug er arabische, chinesische, indische und persische Lieder, Epen und Sprüche 
und machte die Poesie und Weisheit des Orients, die Goethe im westöstlichen 
Divan als Schleier und Verkleidung gebraucht hatte, bei uns heimisch. In eignen 
Schöpfungen ist R. bedeutend als Lieder- und Spruchdichter. Seinen Geharnischten 
Sonetten merkt mau die mühsame Technik noch an. Bald aber erreichte er eine 
souveräne Herrschaft über die formalen Mittel der Poesie, die ihn nicht selten zur 
Künstelei verführte. In Versen zu denken und zu schreiben wurde R. zur zweiten 
Natur. Sein ganzes Leben und Sinnen wird ihm zu leicht hinfließenden Strophen, 
nicht immer zu Gedichten. Unter vielem Unbedeutenden, Alltäglichen, auch Gezierten, 
ragen neben den Kinderdichtungen zwei Sammlungen hervor, die ihn den Besten 
anreihen: Der Liebessrühling von (82(, und die Kindertotenlieder (erst 
(872 veröffentlicht). Als Lehrer milder und reifer Weisheit hat R. sich ein 
bleibendes Denkmal gesetzt in der Weisheit des Brah matten (6 Bde. (836—3st). 
Gesammelte Werke ((2 Bde. Frankfurt (867—6st u. später). 
Gedichte, Auswahl des Verfassers (Frankfurt (8H( u. später). 
T. Beyer: Friedr. Rückert, ein biographisches Denkmal (Frankfurt (868). 
G. Voigt: F. R.s Gedankenlyrik nach ihrem philosophischen Inhalte dar¬ 
gestellt (Annaberg (88(). 
F. Kern: F. R.s Weisheit des Brahmanen (2. Aufl. Berlin (890). 
Max von Schenkendorf (1783—1817). 
Geb. am I I.Dezbr. 1783 zu Tilsit; studierte Rechts- und Staatswissenschafteu 
in Königsberg und kämpfte in den Freiheitskriegen. 1815 Regierungsrat 
in Coblenz, wo er an seinem Geburtstage 1817 starb. 
Sch. ist einer der hochsinnigsten Sänger der Freiheitskriege, eine ritterliche, 
christliche, kühne und weiche Iünglingsnatur. Seine Kunst bildete sich an Goethe, 
den Minnesängern und dem Volksliede, von des Vaterlandes Größe, Freiheit und 
Einheit, von dem erträumten Kaiser und dem ersehnten Reich, vom Zauber der 
Muttersprache und von dem Zauber des Rheines hat er begeistert gesungen. An
	        
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