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(las Korn eingeführt und auf den Stoppeln nichts mehr zu finden ist,
ä.ann hat er nichts. Es giebt keinen so armen Mann im ganzen Lande
Wie den Sperling, wenn der erste Schnee draußen gefallen ist. ln seiner
»V ohnung ist nichts zu finden, und verdienen kann er sich auch nichts.
Er kann weder Holz hacken, noch Kartoffeln schälen, auch nicht fegen
llnd kehren oder Wasser tragen. Nicht einmal singen kann er.
Doch findet er den ganzen Winter hindurch sein Brot. Auf dem
Eorfe geht er zu den Bauern und sieht zu, wie gedroschen wird. Dabei
fällt manches Körnlein für ihn ab. In der Stadt ladet er sich bei armen
wie bei reichen Leuten zu Gast. Wo Pferde ihren Hafer bekommen,
!st er da und sagt: „Ich darf doch mitessen? Das Wenige, was ich mir
flehme, macht ja nichts aus.“ Lud wo einem Huhn das Futter gestreut
wird, fliegt er auch herbei und spricht: „Du erlaubst doch? Ich werde
6s dir wiedergeben im Sommer, wenn die Erbsen reif sind.“ Überall
Jst er da, wo es etwas zu picken giebt.
Draußen ist kalter Wintertag. Auf dem Fenstersims liegt Schnee.
Da kommt er angeflogen, reckt seinen Hals und ruft in das Zimmer
herein: „Ist nicht vom Mittag etwas übrig geblieben?“
Gehst du dann nicht hurtig in die Küche und holst ihm etwas?
59. Die Mutter am Christabend.
Johann Peter Hebel. Allemannische Gedichte, übertragen von R. Reinick. Leipzig.
0. J. G. Fock. S. 54.
1. Er schläft, er schläft! Das ist einmal ein Schlaf!
So recht, du lieber Engel dn!
Thu mir die Lieb' und lieg in Ruh,
Gott gönnt es meinem Kind im Schlaf!
2. Erwach mir nicht, ich bitt', ich bitt'!
Die Mutter geht mit stillem Tritt,
Sie geht mit zartem Muttersinn
Und holt den Baum zur Kammer hin.
3. Was häng' ich dir denn an?
'Ren Pfefferkuchenmann,
Ein Kätzelchen, ein Spätzelchen
Und Blumen bunt und süß und weich,
Und alles ist von Zuckerteig.