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Der junge Krebs bildet sich ganz auf dieselbe Weise wie das Hühnchen
im Ei der Henne. Sind die winzigen Tierchen ausgeschlüpft so verlassen
sie keineswegs sofort die Stätte ihrer Geburt sondern bleiben noch längere
Zeit an den Schwimmfüßen der Mutter hängen, die sie mit äußerster
Zärtlichkeit beschützt. Das Wachstum des jugendlichen Krebses geht in der
ersten Zeit mit raschen Schritten vor sich, nimmt aber nach und nach immer
mehr ab. Die graufarbigen, eben ausgeschlüpften Krebschen haben eine
Körperlänge von nur 9 mm; am Ende des ersten Lebensjahres sind sie
aber bereits 5V2 cm groß; am Ende des zweiten messen sie 8V2, am Ende
des dritten 10 V2 und nach weiteren zwei Jahren etwa 15 orn; sie wachsen
aber auch dann noch fort und erreichen unter günstigen Umstünden eine
Länge von 20—25 em. Nach den bisher vorliegenden Erfahrungen glaubt
man, den Krebsen eine Lebensdauer von 15—20 Jahren zuschreiben zu
müssen. Das Wachsen der Krebse ist nur möglich, wenn der starre, alte
Panzer abgeworfen wird; man sagt dann, der Krebs häutet sich. Dieses
Häuten ist aber gar keine so einfache Sache, sondern kostet dem Tiere große
Mühe und viel körperliche Anstrengung. Wenn der Krebs fühlt, daß die
Zeit gekommen ist, seinen alten Panzer mit einem neuen zu vertauschen, so
bereitet er sich stundenlang auf dieses Ereignis vor. Er reibt die Beine
aneinander, bewegt jedes Bein einzeln, wendet sich um, so daß er auf den
Rücken zu liegen kommt, und biegt den Schwanz hin und her: kurz er
macht förmliche Turnübungen, welche alle den Zweck haben, die Körperteile
in ihren kalkigen Scheiden zu lockern. Endlich gelingt es dem Tiere, durch
eine heftige Bewegung das Kopfbruststück zu heben, und ist das geschehen,
so hält nichts mehr die Fortsetzung der Häutung auf. Der neue Panzer
bleibt für die Zeit von drei bis vier Tagen vollkommen weich, und diese
kurze Frist muß der Krebs benutzen, um zu wachsen. Ist erst wieder die
Erhärtung eingetreten, so ist es mit dem Wachsen bis auf weiteres aus: der
Krebs wächst also ruckweise. Während des ersten Jahres wirft der junge
Krebs seine Umhüllung zwei- bis dreimal ab; später geschieht es nur ein
einziges Mal im Jahre und zwar mitten im Sommer. Die Zeit, welche
von der ersten Zerreißung des alten Panzers bis zur vollkommenen Aus¬
schälung verstreicht, beläuft sich bei kräftigen Tieren ans 10—15 Minuten,
bei anderen auf mehrere Stunden.
Verliert ein Krebs durch den Biß einer Wasserratte eine seiner Scheren,
so macht ihm das anscheinend keine großen Schmerzen. Es bildet sich sehr
rasch eine häutige Kruste an der Oberfläche des Stumpfes, und unter dieser
wächst alsbald eine rundliche Knospe, die nach und nach die Gestalt des