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und anderen, wie man sagt, einen Schabernack zu spielen, am
häufigsten dadurch, dass er ihre Aufträge buchstäblich verstand
und auch buchstäblich ausrichtete. Ein Barbier, der ihn auf
der Landstrasse zum Gesellen annahm, bezeichnete ihm, weil
er nicht selbst gleich nach Hause ging, seine Wohnung. „Sieh
nur," sagte er, „nach dem roten Hause an der Ecke des Marktes
mit den hohen Fenstern von Spiegelglas, da geh nur hinein und
warte, bis ich komme!" Till Eulenspiegel bezog die Worte:
„Da geh nur hinein!" auf die Fenster; er ging nicht durch die
Thür, wie andere Leute, sondern stieg durch ein Fenster, dessen
kostbare Scheiben dabei zerbrochen wurden. Als der Herr
vernahm, was der neue Geselle vollführt hatte, hiess er ihn so¬
fort des Weges gehen, den er gekommen sei, und Eulenspiegel
brach ein zweites Fenster in Stücke, um des Weges zu gehen,
auf dem er gekommen war.
Ein anderer Meister nahm ihn mit den Worten in Dienst,
bei ihm habe er nur die halbe Arbeit zu thun. Das nahm der
Schalk abermals wörtlich und that jegliche Sache nur halb.
Wenn er nach der Stadt gehen sollte, kehrte er unverrichteter
Sache auf der Hälfte des Weges um, und wenn er die Pferde
vor den Wagen spannen sollte, spannte er nur ein Pferd vor,
und wenn er ein Fuder Holz holen sollte, kam er zurück mit
halber Ladung; denn es sei ihm ja geheissen, dass er immer
nur die halbe Arbeit thun solle. Das wurde seinem Herrn am
Ende doch verdriesslich, und er hiess ihn das Haus räumen.
Das that der Schalk denn auch im eigentlichen Sinne und warf
in Abwesenheit seines Herrn Stühle und Tische, Bänke und
alles Hausgerät zum Hause hinaus.
Einem Bosskamm kaufte er eines Tages ein Pferd für
24 Gulden ab und verabredete, er wolle ihm die Hälfte sogleich
bar zahlen, die anderen 12 Gulden aber wolle er schuldig bleiben.
Als nach längerer Zeit der Kofskamm an die rückständigen
12 Gulden erinnerte und zuletzt ernstlich auf die Bezahlung
drang, da meinte Eulenspiegel, das sei ganz gegen die Abrede,
denn sie wären ja einig geworden, dass er die 12 Gulden
schuldig bleiben wolle.
In einer Herberge zu Köln am Rhein musste er eines Tages
lange auf das Essen warten, und als er seine Ungeduld darüber
laut werden liess, sagte die Wirtin: „Wer nicht warten kann,
bis das Essen fertig ist, der mag essen, was er hat." „Gut!"