Full text: Hessisches Lesebuch für Fortbildungsschulen

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selber, da reicht es schon hin, venn er einen Mann für sich einge— 
gtellt hat, der seine Gedanken ausspricht; aber mithalten muh jeder, 
wenn's drauf und dran kommt. Er mub helfen den Staat erhalten 
durch Steuern und Soldat sein, dann erst ist er ein rechter Bürger. 
Vor Zeiten hat man Soldaten gehabt, die den Staat gar nichts an— 
gegangen sind; sie haben gerade dem gedient, der sie am besten 
bezahlt hat. Jetzt sind lauter Bürger Soldaten. Sie verteidigen und 
schützen ihre eigene Sache, und darum muh auch jeder Soldat 
Bũrger und wieder jeder Bürger Soldat sein. Ich kann es beinem 
andern übertragen, dab er meinen Vater und meine Mutter lieben, 
dab er ihnen beistehen und sie beschützen soll; wenn ich ihm auch 
noch soviel Geld gäbe, er kann's doch nicht recht von innen heraus, 
es ist eben seine Sache nicht. — Vor Zeiten haben die Soldaten 
gar nicht heiraten dürfen. Freilich, sie waren ja Knechte, die jede 
Minute sich haben müssen tot schlagen lassen, für was der Herr eben 
gewollt hat. Jetzt ist das anders. Jetzt ist ein Krieg jedem Bürger 
seine eigene Sache. Wenn meine kurze Dienstzeit um ist, werde ich 
Landwebrmann bis in mein sechzigstes Jahr, und wenn ich, will's Gott, 
Frau und Kinder habe, und der Staat braucht mich, bin ich gerade 
ein besserer Soldat, weil ich mein eigen Haus und Hof verteidige. 
Zweitens sagen wir auch noch, nãmlich mein Kamerad und ich: 
Als Soldat tragen alle Bürgersõhne gleiche Röcke und gleiche Kappen. 
Das ist gut, da lernen sie alle miteinander, hoch und hieder, ein 
gehen, dahß sie im Staate gleich sind und gleich sein sollen. Da⸗ 
durch ist alsdann kein Unterschied zwischen einem Bürger (oder wie 
man's in der Garnison heibt, einem Zivilisten) und einem Soldaten; 
gie sollen und müssen gut Freund sein, denn jeder ist Bürger und 
Soldat in einer Person. — Jeder Bürger kann und mub wenigstens 
ein Jahr lang exerzieren lernen, das schadet keinem gesunden Men— 
schen was, hab' er ein Geschäft, welches er wolle. Ich weihß wohl, 
das gefallt vielen Leuten auf dem Lande und in der Stadt nicht, sie 
dünben sich was Besseres. Aber ehrlich bedacht ist und bleibt es 
eine weise Anordnung. Oder sind die armen Burschen dazu da, 
dah sie sich fur die Reichen tot schieben lassen? Der Staat darf 
das nicht zugeben. Ich liebe, wenn ich zu befehlen hätte, keinen 
gesunden Menschen heiraten, der nicht Soldat gewesen ist. Der 
chõnste Schmuck eines Mannes ist, dab er mit den Waffen umzugehen 
weiß, und dab er im Nortfall sein Land zu verteidigen versteht.
	        
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