hnen sehr viel Pein verursacht und ihnen Gehen und Bewegen und
Lebens fröhlichkeit unmöglich macht, so verordnet oft der Arzt, daß sie
sich die kranken Glieder mit Nesseln peitschen; diese reizen dann die
Haut und fördern die Genesung. Die böse Nessel vertreibt die viel⸗
mal schlimmere Gicht.
Mitunter wirst du in den Blättern der Nessel Löcher bemerken,
und dann findest du auch meist an ihrer untern Seite stachlige, schwarze
Raupen, häßlich anzusehen wie die Nessel selbst. Diese fraßen die
Löcher ein und schmausten von den scharfen Blättern, ohne sich zu
schaden; ja, sie mögen sogar kein anderes Futter haben und hungern
sich zu Tode, wenn man ihnen anderes, als Nesselfutter, bietet. Sie
werden von solcher Speise groß und dick und nach wenig Wochen
haben sie sich in Schmetterlinge umgewandelt. Kein Pfauenspiegel,
kein großer und kleiner Nesselfalter würde mit seiner wundervollen
Farbenpracht im hellen Sonnenschein von Blume zu Blume sich
schwingen und Honig saugen können und so Kinder und Erwachsene
ergötzen, wenn nicht die Nesseln die Raupen dieser schönen Schmetter⸗
linge genährt hätten. Man könnte diese Schmetterlinge im Scherz
wohl für die schönen Blüten der Nesseln halten, die nun durch
ihren Farbenschmelz die Kinder für alle die Schmerzen entschädigen,
welche früher die brennenden Blätter ihnen verursachten.
Die jungen Blätter sind nicht bloß den Raupen ein willkommenes
Futter. Im Frühjahr suchen fleißige Bauernmädchen, mit Handschuhen
an den Händen, die Nesseln körbevoll zusammen, zerstampfen sie daheim
und mischen sie mit Kleie zu einer vortrefflichen Nahrung für die jungen
Gänschen, die von solcher Kost bald groß und stark werden und die
Gänsebraten und weichen Bettfedern liefern. Es hat die Nessel zu
dem schönen Bett und zu dem saftigen Braten auch redlich mit ge⸗—
holfen. Ja zur Zeit der Hungersnot, wenn Kartoffeln und Getreide
schlecht geraten waren, griffen ehedem arme Leute mitunter selbst
zur Nessel und bereiteten aus ihr ein Gemüse, das dem Kohl ähnlich
schmecken soll. Recht junge Nesseln, abgebrüht und ausgedrückt und
bdann mit Essig und Ol bereitet, geben um Ostern einen schönen
Salat zum Osterei. Getrocknet und mit kochendem Wasser übergossen
liefern sie einen Thee, der dem Melissenthee sehr ähnlich ist. Der
lange Stengel der Nessel, der oft einen Mann an Größe übertrifft,
enthält so feste Fasern wie der Hanf und Flachs in den ihrigen,
und man vermag aus ihnen Garn zu spinnen und Zeuge zu bereiten.
Was meinst du nun zur Nessel? Ist sie dir noch der schlimme