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Kleinen vor wilden Tieren und vor dem tödlichen Froste, und, eng
aneinander gedrängt, schliefen sie zuletzt ein.
Ihre Eltern schliefen zu Hause auch ruhig, denn sie meinten, die
Kinder wären bei der Patin wohl aufgehoben. Als sie aber am
andern Morgen einen Boten ausschickten, der die Mädchen holen sollte,
und dieser sie nicht fand, da ging sogleich jedes, das laufen konnte,
mit Schaufeln und Schippen hinaus in den Schnee, um die Kinder
zu suchen. Man kam bei diesem Suchen auch an den Hohlweg, und
dort sah man das Notzeichen der Kleinen, die beiden zusammengesteckten
Spinnrocken mit dem roten Tüchlein, das gerade noch ein wenig aus
dem Schnee herausstandy Da konnte man sich nun denken, daß die
Mädchen auch nicht weit davon verborgen sein müßten; deshalb rief
und schrie man sehr laut. Und die Kinder drinnen in ihrer kalten
Kammer hörten das Rufen ; sie antworteten darauf und versuchten
zugleich, mit den Händen sich herauszuarbeiten. Dies aber wäre
ihnen wohl unmöglich gewesen, wenn nicht die Männer außen, die
den Laut von innen vernommen hatten, mit Schaufeln den großen
Schneehaufen, der um die Mädchen her lag, hinweggearbeitet hätten.
Denn der ganze Hohlweg war in der Nacht zugeschneit, und es war
nur gut, daß die kleinen Tannenbäumchen das schwere Dach von
Schnee noch getragen hatten, sonst wären die Kinder erstickt So
aber kamen sie ganz wohlbehalten heraus ins Freie; keines ihrer
Glieder war von Frost beschädigt, denn der Schnee hatte sie gegen
den scharfen Wind zugedeckt, und sie hatten sich eines am andern er—
wärmt.
Die Eltern aber und alle Leute im Dorfe freuten sich gar herz⸗
lich über die Rettung und Bewahrung der guten Kinder und dankten
Gott inniglich dafür. Gotthilf Heinrich von Schubert.
162. Rüster.
1. Im Domhof wird es düster,
Der Nebel zieht durchs Aal.
Da schreitet ernst der Küster
Durchs dämmernde Portal.
2. Vor seinem Schlüsselbunde
Knarrt auf das alte Thor.
Sein Tritt schallt in die Runde,
Es hallt das hohe Chor.