Full text: Mittelstufe (Band 1, [Schülerband])

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war, ritt er mit einem Husarenunteroffizgier und seehs Mann vor- 
aus, um die Gegend zu durchforschen. Eine feindliebe Husaren- 
patrouille von funfaohn Mann kam ihnen entgegen. „Mas villst 
qu nun machen?“ fragte Priedrich den Unteroffizier. „Wenn 
Vure Majestat erlauben, dass ioh denken darf, Sie vären nieht zu- 
gegen, o jage ieb die fünfgehn Husaren alle in dié Bucht — 
NMin so denke es einnal!l“ sagte der König. — Der Unter- 
fsizier rief darauf seinen sechs Uann zu: „Kinder, nun vor- 
Viris! Jeder von euch erhält einen Eriedrichsd'or. Lbr lennt 
mich.“ Er Uess seine Mannschaft in einer Reibe aufrücken, und 
o jagte er auf die feindliche Patrouille los und hieb so lebbaft 
ein dass nach einigen Minuten die Feinde flohen und zwei Dote 
und noch bechs Verwundete zurückliessen, veleche als Gefangene 
mitgenommen wurden. Von preulsischer Seite waren der Unter- 
offier und ein Gemeiner verwundet und ein Pferd tot ge— 
schossen. Der Rönig ritt dem verwundeten Unteroffizier ent- 
gegen, nahm den Hut ab und sagteé: „Herr Lieutenant, ieh danke 
für Seine Vapferkeit und Seine guten Gesinnungen gegen mich, 
Den Housaren werde ieh Sein Versprechen doppelt erfüllen.“ 
Aus: Anerdoten aus dem Leben Vriedrichs I. Berlin 1786. 8. 16. 
402. Ein guter Sohn, der im Glücke sich nicht seiner 
geringen Eltern schämt. 
In dem Regimente des berühmten, von Friedrich dem Großen hoch 
geehrlen Generals von Zieten stand auch ein Rittmeister mit Namen 
Kurzhagen. Er war Uug, tapfer und hatte ein kindliches Gemüt. 
Seine Eltern waren arme Landleute im Mecklenburgischen. Mit dem 
Vadienstorden auf der Brust rückte er nach Beendigung des siebenjäh⸗ 
rigen Krieges in Parchim ein. 
Die Eltern waren von ihrem Dörfchen nach der Stadt gekommen 
um ihren Sohn nach Jahren wieder zu sehen und erwarteten ihn auf 
dem Markte. Wie er sie erkannte, sprang er rasch vom Pferde und 
umarmte sie unter Freudenthränen. Bald darauf mußten sie zu ihm 
ziehen und aßen allezeit mit an seinem Tische, auch wenn er vornehme 
Gäste hatte. 
Einst spottete ein Offizier darüber, daß Bauern bei einem Ritt— 
meisler zu Tische säßen. „Wie sollte ich nicht die ersten Wohlthäter 
meines Lebens dankbar achten?“ war seine Antwort. „Ehe ich des 
Königs Rittmeister wurde, war ich ihr Kind.“ 
Der brave General von Zieten hörte von diesem Vorfalle und bat 
sich selbst nach einiger Zeit mit mehreren Vornehmen bei dem Rittmeister 
zu Gaste. Die Eltern des letztern wünschten dieses Mal selbst nicht am 
Tische zu erscheinen, weil sie sich verlegen fühlen würden. Als man sich 
setzen wollte, fragte der General: „Aber Kurzhagen, wo sind Ihre Eltern? 
Ich denke, sie essen mit Ihnen an einem Tische?“ Der Rittmeister lächelte 
And wußte nicht sogleich zu antworten.
	        
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