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eines Bauerndorfes; bald grüßt ihn eine verfallene Burg von
steiler Höhe, oder ein freundliches Landstädtchen nimmt den Er¬
müdeten gastlich auf.
Die Industrie hat im Odenwald noch wenig Eingang gefunden.
Eine Eisengießerei, ein Blausarbwerk, einige Tuch-, Zigarren- und
Zündwarenfabriken sind alles, was in dieser Beziehung erwähnt
werden kann. Die Sandsteinbrüche des Neckartals, die Granit¬
schleifereien bei Lindenfels und Reichenbach, das Marmorbergwerk
bei Auerbach und verschiedene Eisengruben beschäftigen einige
hundert Menschen. Die Mehrzahl der fleißigen und genügsamen
Bewohner ist jedoch auf Ackerbau und Viehzucht angewiesen.
Wer die ersten Bewohner des Odenwaldes gewesen seien, ist
nicht mit Sicherheit zu sagen, doch werden ziemlich allgemein die
Letten als der Volksstamm bezeichnet, welcher die Täler des Oden¬
waldes besiedelt habe. Zur Zeit Christi befand sich das ganze
Gebiet unter der Herrschaft der Römer, deren Spuren man fast
überall, am häufigsten jedoch im Osten begegnet. Von der Mündung
der Mümling bis nach Schloßau unweit der Mudau findet man
Spuren römischer Befestigungen, welche durch eine „Straße" mit¬
einander in Verbindung stehen. Aber auch der westliche Odenwald
weist Spuren der Römer auf, z. V. die Riesensäule auf dem Fels¬
berg. Das ihrer Herrschaft unterworfene Land zwischen dem Rhein
und der befestigten Grenzlinie nannten die Römer das Zehntland,
weil es germanischen Kolonisten gegen eine bestimmte Abgabe, den
Zehnten, überlassen war. Etwa in der Mitte des dritten Jahr¬
hunderts wurden die Römer durch die Alemannen vom rechten
Ufer verdrängt.
Aber auch die Alemannen blieben nicht in ungestörtem Besitz
des eroberten Landes. Der Völkerbund der Franken, welcher die
Römer auch von dem linken Rheinufer vertrieben hatte, strebte
danach, seine Herrschaft auch nach Süden auszudehnen. Dadurch
kam er in eine feindliche Stellung zu den Alemannen, welche
nach Norden strebten.
Die Schlacht bei Zülpich (496 n. Chr.) unterwarf die Ale¬
mannen der fränkischen Oberherrschaft. Gegen das Versprechen,
Heerfolge zu leisten, behielten die Alemannen zwar jenseits des
Neckars ihre Selbständigkeit. Dagegen wurden die im Odenwald
Zurückbleibenden die Leibeigenen der fränkischen Edelinge, denen