Full text: [Teil 3 = Klasse 7, [Schülerband]] (Teil 3 = Klasse 7, [Schülerband])

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eines Bauerndorfes; bald grüßt ihn eine verfallene Burg von 
steiler Höhe, oder ein freundliches Landstädtchen nimmt den Er¬ 
müdeten gastlich auf. 
Die Industrie hat im Odenwald noch wenig Eingang gefunden. 
Eine Eisengießerei, ein Blausarbwerk, einige Tuch-, Zigarren- und 
Zündwarenfabriken sind alles, was in dieser Beziehung erwähnt 
werden kann. Die Sandsteinbrüche des Neckartals, die Granit¬ 
schleifereien bei Lindenfels und Reichenbach, das Marmorbergwerk 
bei Auerbach und verschiedene Eisengruben beschäftigen einige 
hundert Menschen. Die Mehrzahl der fleißigen und genügsamen 
Bewohner ist jedoch auf Ackerbau und Viehzucht angewiesen. 
Wer die ersten Bewohner des Odenwaldes gewesen seien, ist 
nicht mit Sicherheit zu sagen, doch werden ziemlich allgemein die 
Letten als der Volksstamm bezeichnet, welcher die Täler des Oden¬ 
waldes besiedelt habe. Zur Zeit Christi befand sich das ganze 
Gebiet unter der Herrschaft der Römer, deren Spuren man fast 
überall, am häufigsten jedoch im Osten begegnet. Von der Mündung 
der Mümling bis nach Schloßau unweit der Mudau findet man 
Spuren römischer Befestigungen, welche durch eine „Straße" mit¬ 
einander in Verbindung stehen. Aber auch der westliche Odenwald 
weist Spuren der Römer auf, z. V. die Riesensäule auf dem Fels¬ 
berg. Das ihrer Herrschaft unterworfene Land zwischen dem Rhein 
und der befestigten Grenzlinie nannten die Römer das Zehntland, 
weil es germanischen Kolonisten gegen eine bestimmte Abgabe, den 
Zehnten, überlassen war. Etwa in der Mitte des dritten Jahr¬ 
hunderts wurden die Römer durch die Alemannen vom rechten 
Ufer verdrängt. 
Aber auch die Alemannen blieben nicht in ungestörtem Besitz 
des eroberten Landes. Der Völkerbund der Franken, welcher die 
Römer auch von dem linken Rheinufer vertrieben hatte, strebte 
danach, seine Herrschaft auch nach Süden auszudehnen. Dadurch 
kam er in eine feindliche Stellung zu den Alemannen, welche 
nach Norden strebten. 
Die Schlacht bei Zülpich (496 n. Chr.) unterwarf die Ale¬ 
mannen der fränkischen Oberherrschaft. Gegen das Versprechen, 
Heerfolge zu leisten, behielten die Alemannen zwar jenseits des 
Neckars ihre Selbständigkeit. Dagegen wurden die im Odenwald 
Zurückbleibenden die Leibeigenen der fränkischen Edelinge, denen
	        
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