112. In Primkenau.
Hermann Jahnke. Kaiser Wilhelm II. Berlin. 1889. Paul Kittel. S. 143.
Kaiserin Auguste Viktoria wohnte als Prinzessin auf
Schloß Primkenau. Auf einem Spaziergange üt der Um¬
gebung fand sie einmal am Wege ein weinendes Kind, das
mit schmerzlicher Gebärde auf seinen verwundeten Fuß deutete.
Voll Mitleid beugte sich die Prinzessin zu dem Kinde nieder
und fragte, was ihm fehle. Die Kleine hatte sich einen Dorn
in die Ferse gestochen mtb konnte ihn nicht wieder entfernen.
Rasch kniete die Prinzessin neben dem Kinde nieder, zog eine
Nadel hervor und befreite den Fuß von dem schmerzenden
Stachel.
113. Nachtgebet.
IHiise Hensel in: Melchior von Diepenbrock, Geistlicher Blumenstrauss. Sulzbach. 1862.
J. E. v. Seidel. 8. 412.
1. Müde bin ich, geh' zur Ruh,
schließe beide Äuglein zu.
Vater, laß die Augen dein
über meinem Bette sein.
2. Hab ich unrecht heut gethan,
sieh es, lieber Gott, nicht an!
Deine Gnad' und Jesu Blut
macht ja allen Schaden gut.
3. Alle, die mir futb verwandt,
Gott, laß ruh'n in deiner Hand!
Alle Menschen, groß und klein,
sollen dir befohlen sein!
4. Kranken Herzen sende Ruh,
nasse Augen schließe zu!
Laß den Mond am Himmel stehn
und die stille Welt besehn!