Full text: [Teil 2 = Klasse 8, [Schülerband]] (Teil 2 = Klasse 8, [Schülerband])

abbiegen, geradeaus bis zu den drei Wacholdersträuchern, dann 
links um den See herum. Am Morgen kam er zu einem hohen 
Berge. Den Gipfel konnte man nicht sehen; aber es mußte der 
gesuchte sein. Am Fuße desselben wohnte im grünen Gebüsch 
ein Einsiedler; der konnte ihm Bescheid sagen, alles genau, wie 
die Kräuterfrau angegeben hatte. 
Als der dicke Michel sich der Einsiedlerhütte näherte, wer trat 
da aus dem Walde? Der hagere Toffel, und es dauerte gar nicht 
lange, so erschien auch der langsame Jochen, der aber diesmal 
gar nicht langsam war; denn die Gier nach Gold macht flinke 
Füße. Sie sahen sich verdutzt an, und Zorn stieg in ihren Herzen 
auf. Aber sie waren doch nun einmal da, und so gingen sie zu¬ 
sammen zur Hütte des Einsiedlers. 
Der Greis saß in seiner Bohnenlaube. Mit ernstem Gesicht 
vernahm er die Anrede der drei Männer. „Warum wollt ihr den 
Schatz heben, liebe Kinder?“ fragte er, „ihr habt ja satt zu essen, 
und es wird euch doch nicht gelingen, einen ganzen Tag lang 
nichts Unrechtes zu tun!“ „Na, wenn’s weiter nichts ist,“ sagte 
Michel, und Toffel und Jochen lachten. „So versucht es denn,“ 
nahm der Einsiedler wieder das Wort, „und beachtet wohl: Ihr 
werdet durch blühende Fruchtgärten kommen; aber ihr dürft nichts 
davon essen; ihr sollt nicht in Zorn geraten, und kein Neid darf sich 
in euren Herzen regen. Geht denn nun und achtet nur auf euch 
selbst, nicht auf die Fehler der andern!“ „Na, das werden wir 
schon machen,“ sagte Michel, „brauch’ nicht zu naschen.“ Und er 
klopfte lachend auf seine Tasche, die mit Lebensmitteln wohl ge¬ 
füllt war. „Und wer wird denn zornig werden!“ meinte Toffel 
wegwerfend. „Und nun erst gar neidisch!“ warf Jochen dazwischen. 
Und damit begannen sie wohlgemut den Berg emporzusteigen, 
aber nicht zusammen, wie es sich für gute Kameraden ziemt; jeder 
wollte allein und möglichst rasch den Gipfel erreichen und den 
Schatz erringen. Das war jedoch nicht so leicht. Der Berg war 
steil, die Sonne brannte heiß, sie wurden müde und matt, und der 
Durst begann sie zu quälen. 
Da kamen sie in einen herrlichen Garten. Blühende Sträucher 
standen überall, Fruchtbäume breiteten ihre schwerbeladenen Zweige 
aus, und wohin das Auge blickte, hingen herrliche, lockende Trauben. 
Michel blieb stehen und trocknete den Schweiß von der Stirn. Seine 
Blicke verfolgten den hagern Toffel. „Wetten möcht’ ich, daß der 
Toffel nascht,“ dachte er, „der ist ja immer so gierig. Und wahr 
ist es, die Sonne brennt sehr, die Zunge klebt am Gaumen, und 
welch schöne Trauben das sind!“ Er schloß die Augen und zog 
verzückt den lieblichen Duft ein, den einige der Früchte ausströmten,
	        
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