abbiegen, geradeaus bis zu den drei Wacholdersträuchern, dann
links um den See herum. Am Morgen kam er zu einem hohen
Berge. Den Gipfel konnte man nicht sehen; aber es mußte der
gesuchte sein. Am Fuße desselben wohnte im grünen Gebüsch
ein Einsiedler; der konnte ihm Bescheid sagen, alles genau, wie
die Kräuterfrau angegeben hatte.
Als der dicke Michel sich der Einsiedlerhütte näherte, wer trat
da aus dem Walde? Der hagere Toffel, und es dauerte gar nicht
lange, so erschien auch der langsame Jochen, der aber diesmal
gar nicht langsam war; denn die Gier nach Gold macht flinke
Füße. Sie sahen sich verdutzt an, und Zorn stieg in ihren Herzen
auf. Aber sie waren doch nun einmal da, und so gingen sie zu¬
sammen zur Hütte des Einsiedlers.
Der Greis saß in seiner Bohnenlaube. Mit ernstem Gesicht
vernahm er die Anrede der drei Männer. „Warum wollt ihr den
Schatz heben, liebe Kinder?“ fragte er, „ihr habt ja satt zu essen,
und es wird euch doch nicht gelingen, einen ganzen Tag lang
nichts Unrechtes zu tun!“ „Na, wenn’s weiter nichts ist,“ sagte
Michel, und Toffel und Jochen lachten. „So versucht es denn,“
nahm der Einsiedler wieder das Wort, „und beachtet wohl: Ihr
werdet durch blühende Fruchtgärten kommen; aber ihr dürft nichts
davon essen; ihr sollt nicht in Zorn geraten, und kein Neid darf sich
in euren Herzen regen. Geht denn nun und achtet nur auf euch
selbst, nicht auf die Fehler der andern!“ „Na, das werden wir
schon machen,“ sagte Michel, „brauch’ nicht zu naschen.“ Und er
klopfte lachend auf seine Tasche, die mit Lebensmitteln wohl ge¬
füllt war. „Und wer wird denn zornig werden!“ meinte Toffel
wegwerfend. „Und nun erst gar neidisch!“ warf Jochen dazwischen.
Und damit begannen sie wohlgemut den Berg emporzusteigen,
aber nicht zusammen, wie es sich für gute Kameraden ziemt; jeder
wollte allein und möglichst rasch den Gipfel erreichen und den
Schatz erringen. Das war jedoch nicht so leicht. Der Berg war
steil, die Sonne brannte heiß, sie wurden müde und matt, und der
Durst begann sie zu quälen.
Da kamen sie in einen herrlichen Garten. Blühende Sträucher
standen überall, Fruchtbäume breiteten ihre schwerbeladenen Zweige
aus, und wohin das Auge blickte, hingen herrliche, lockende Trauben.
Michel blieb stehen und trocknete den Schweiß von der Stirn. Seine
Blicke verfolgten den hagern Toffel. „Wetten möcht’ ich, daß der
Toffel nascht,“ dachte er, „der ist ja immer so gierig. Und wahr
ist es, die Sonne brennt sehr, die Zunge klebt am Gaumen, und
welch schöne Trauben das sind!“ Er schloß die Augen und zog
verzückt den lieblichen Duft ein, den einige der Früchte ausströmten,