Bücherdruck.
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IV. Geistiges Leöen.
1. Im Jahre Christi 1440 *) . . . wurde dem ganzen Erdkreise
eine große und beinahe aöttlicke Wobltbat von Johannes Gutenberg,
einem Straßburger**), erwiesen, welcher eine neue Art des Schreibens
ersand. Dieser nämlich erfand in der Stadt Straßburg die Bnch-
drnckerknnst und vervollkommnete sie dann glücklich in Mainz, wohin
er sich begeben hatte. Indes wendete sich Johannes Mentel derselben
Beschäftigung zu, stellte in Straßburg viele Bücher in sorgfältigem
und schönem Drucke her und wurde iu kurzem sehr beaütert. Ihm
folgte Adolf Rnsck>, diesem alsbald Martin Flach, die beide gleichfalls iu
SMßburg ... die Kunst mit Lob und Ruhm ausübten. . . . Aber
unsere Landsleute zeichneten sich nicht bloß zu Straßburg in dieser
Kunst aus, sondern übten sie auch auderswo und gewannen damit
Ehre und Gut. So zeigte der Straßburger Sirtus Riessinaer in
Neapel 1471, wie man Bücher drncken könne. Deshalb war er dem
Könige Ferdinand und dem Adel von Neapel überaus wert, und der
König bot ihm ein Bistum und sehr ansehnliche (geistl.) Würden an.
Aber er zog seine Vaterstadt Straßburg dem allen vor, kehrte zu
uns zurück und lebt noch heute als ein um seines Pnesterstaudes und
seines Greisenalters willen ehrwürdiger Mann. Um dieselbe Zeit
etwa (1467) brachte Ulrich Labn (ans Ingolstadt) die Druckertypen
nach Nom, wo man derartiges noch nicht gesehen hatte. . . . Nicht
zu übergehen ist auch Johannes Prüß (ein Württemberger), unser
(Straßburger) Mitbürger, welcher in jetziger Zeit die Kunst in Stra߬
burg mit Eifer weiter ausbildet und eine unzählbare Menge wissen¬
schaftlicher Bücher den Gelehrten geschenkt hat. Viele sehr bedeutende
und berühmte Männer haben die Gabe des Bncherdrnckes gerühmt. . . .
*) 1450 ist das urkundlich genaue Jahr der Erfindung. S. A. v. d. Linde,
Gutenberg (1878) S. 109.
**) Argentinensi. Er entstammte in Wirklichkeit dem Mainzer Patrizier¬
geschlechte der Gensfleisch und war durch seine Mutter Else, geborene Leheymer,
eine Erbtochter des schon 1298 in Mainz vorkommenden Geschlechts zu Gutenberg,
mit diesem letztgenannten Geschlechte in weiblicher Linie verwandt. In jungen
Jahren mußte er mit den 1420 von den Zünften vertriebenen Geschlechtern in
die Verbannung wandern. Von 1434 — 44 ist er dann tu Straßburg urkundlich
nachweisbar, wo er als kunstreicher Mann erscheint und höchst wahrscheinlich auch
die zu seiner in Mainz erst vollendeten Erfindung führenden Versuche anstellte.
Vgl. Friedrich Knapp, Gesch. des deutsch. Buchhandels (1886) S. 32 ff.