Full text: [Teil 1 = Klasse 9, [Schülerband]] (Teil 1 = Klasse 9, [Schülerband])

24. Der Fuchs und der Storch, von wiiheim curtman. 
84 lehrreiche Geschichten für Kinder. Neue durchgesehene Ausgabe. Gießen o. I. S. 50. 
sr schadenfrohe Fuchs schickte einmal seinen 
Bedienten zu dem Herrn Storch und ließ ihn 
zum Mittagessen einladen. Der Storch ließ 
eine Empfehlung sagen, und er werde sich mit 
Vergnügen einfinden. Weil nun der Storch 
dachte: Der Fuchs ist ein reicher Herr, der wird gewiß 
etwas Gutes auftischen, so frühstückte er gar nicht, um 
desto besseren Appetit zum Mittagessen mitzubringen. 
Aber was geschah? Als der Storch ankam, wurde 
er mit großer Höflichkeit empfangen und an die schön 
gedeckte Tafel geführt. Auch stand auf derselben wirk¬ 
lich sehr kostbare Krebssuppe und vortreffliche Rahm¬ 
brühe nebst süßem und mit Zimt bestreutem Brei, aber 
alles dies nicht in Schüsseln, sondern auf ganz flachen 
Tellern. Auch war weder Fleisch noch Brot noch Löffel 
zu sehen. Das kam dem Storch kurios vor; denn mit 
seinem langen Schnabel und seiner kurzen Zunge konnte 
er weder etwas schlürfen noch lecken. Jetzt fing der 
Fuchs an einzuladen und zu nötigen und hatte seinen 
Spaß an der Verlegenheit des hungrigen Storches, und 
um ihn noch mehr zu ärgern, nahm er selbst einen 
Teller nach dem andern vor sich und schlürfte und 
leckte alles rein auf. Und dazwischen sagte er zu seinem 
Gast: „Ei, ei, Herr Vetter, ist Ihnen denn gar nichts ge¬ 
fällig? Sie sind doch nicht blöde? Oder haben Sie etwa 
zu Hause schon etwas Besseres gespeist? Machen Sie es 
doch wie ich, und greifen Sie zu!“ Der Storch, der 
wohl sah, daß er angeführt war, schwieg still und ging 
nach Hause, als wenn gar nichts vorgefallen wäre. 
Allein nach einigen Tagen schickte der Storch seinen 
Bedienten ebenfalls zu dem Herrn Fuchs und ließ diesen 
Porger-Lewp, Lesebuch. I. 2
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.