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2. Stille rings im weiten Raum,
still der Wald und still das Ried;
leise flüstert nur der Baum,
leise nur des Vogels Lied;
fernher hallet fromm Geläute:
Sonntag, Sonntag ist es heute!
29. Sonntagmorgen. von iise Frapan.
Hamburger Bilder für Hamburger Kinder. Hamburg 1899. S. 28.
16 Stadtgegend, in der wir wohnen, ist heute
so still. Die Läden sind alle geschlossen,
und wenig Leute gehen vorüber. Die Straße
sieht so weiß und rein aus heute, als wäre
sie zum Sonntag gescheuert worden. Der
Wind, der heute nacht im Schornstein geheult hat, hat
ordentlich aufgetrocknet. Sogar die Mauern der großen
Kirche da gerade vor mir sehen heute nicht* so dunkel
aus wie gewöhnlich.
Da! — bum — bum — bum — bum! die Glocken
gehen! Sie dröhnen und schallen. Es klingt so tief und
so stark. Ich höre es gern. Sie rufen die Leute in die
Kirche. Schade, daß ich nicht den Turm sehen kann, und
daß ich nicht sehen l^ann, wo die Glocken hängen, und wie
sie sich bewegen.
Jetzt kommen von allen Seiten Leute, Männer und
Frauen, ich sehe auch einige Knaben und Mädchen. Alle
tragen sie Gesangbücher in den Händen. Die Bücher sind
schwarz, einige haben Goldschnitt. Die große Kirchentür
ist auf der andern Seite; ich kann nicht sehen, wie die
Leute in die Kirche gehen. Schade! Ein paar alte Frauen
ohne Hut laufen schnell um die Kirche. Sie möchten
nicht gern zu spät kommen.
Die Glocken dröhnen nicht mehr. Aber nun schallt
aus der Kirche wunderschöne Musik. So laut und stark