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amerika und Ostasien, hat dies nicht viel zu sagen. Dort gibt
es auch jetzt noch viele Biber. Sobald aber die Menschen zahl¬
reicher sich in einer Gegend niederlassen, brauchen sie Bäume und
Gesträuche für sich. Sie sangen dann die Biber weg und ziehen
ihnen zur Strafe für ihren Baumfrevel den Pelz aus.
Weißt du nun, warum der Biberpelz ausgeklopft wird? Es
dürfen aber auch andere, die keinen Pelz haben, den Bäumen die
Rinde nicht abschälen, sonst wird ihnen der Rock geklopft, ehe man
ihnen denselben auszieht. Hermann Wagner.
137. Die Raubvögel auf der Jagd.
Wenn die Dämmerungsstunde naht, und des Mondes Sichel
hinter dunklem Wolkensaum emporsteigt, dann verlassen die
Gespenster der Nacht ihre Gräber, die hohlen Baumstämme,
und erheben ihren schauerlichen Totengesang, der die schlafen¬
den Vöglein aus ihrer Ruhe schreckt. Denn sie sind nur für
die Nacht geschaffen, die Eulen. Das Tageslicht verursacht
ihnen Schmerz in den Augen und blendet sie. Darum halten
sie sich verborgen, bis die Nacht hereinbricht, wo sie so
scharf sehen wie der Falke am Tage. Da streichen sie ge¬
räuschlos umher, denn ihre Federn sind weich und nach¬
giebig, und durchsuchen Bäume und Hecken nach den Vög¬
lein, die dort ruhen. Wie manches wacht wohl auf und findet
sich in den Klauen einer scheußlichen Eule und muß qual¬
voll sterben.
Alle Vögel, groß und klein, sind diesen darum gram und
verfolgen sie mit Geschrei, wenn sie sich am Tage sehen
lassen. Raben, Eichelhäher, Schwalben und andere stürzen
ihnen nach und höhnen sie lärmend aus.
Auch die Menschen scheuen sie und töten sie oft, ohne
eigentlich zu wissen warum. Im Grunde genommen ist die
Eule ein recht nützliches Tier, denn sie vertilgt unzählige
Mäuse und anderes Ungeziefer; — aber wenn man nachts
durch den Wald geht und plötzlich durch ein lautes „hu, hu“
erschreckt und aus seinen Gedanken geweckt wird, dann be¬
kommt mancher einen Groll auf den Rufer. Sein Aussehen
mag wohl auch etwas dazu beitragen, denn um die großen