Full text: [Teil 3 = Klasse 7 (4. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 3 = Klasse 7 (4. Schuljahr), [Schülerband])

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stricken, und willst du alles ordentlich und rein halten, so kannst 
du bei uns bleiben, und es soll dir an nichts fehlen." „Ja," sagte 
Sneewittchen, „von Herzen gern," und blieb bei ihnen. Es hielt 
ihnen das Haus in Ordnung; morgens gingen sie in die Berge 
und suchten Erz und Gold; abends kamen sie wieder, und da 
mußte ihr Essen bereit sein. Den Tag über war das Mädchen 
allein; da warnten es die guten Zwerglein und sprachen: „Hüte 
dich vor deiner Stiefmutter; die wird bald wissen, daß du hier 
bist; laß ja niemand herein!" 
3. 
Die Königin aber, nachdem sie Sneewittchens Lunge und Leber 
glaubte gegessen zu haben, dachte nicht anders, als sie wäre wieder 
die Erste und Allerschönste, trat vor ihren Spiegel und sprach: 
„Spieglein, Spieglein an der Wand, 
Wer ist die Schönste im ganzen Land?" 
Da antwortete der Spiegel: 
„Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier, 
Aber Sneewittchen über den Bergen 
Bei den sieben Zwergen 
Ist noch tausendmal schöner als Ihr." 
Da erschrak sie, denn sie wußte, daß der Spiegel keine Unwahr¬ 
heit sprach, und merkte, daß der Jäger sie betrogen hatte, und 
Sneewittchen noch am Leben war. Und da sann und sann sie 
aufs neue, wie sie es umbringen wollte; denn solange sie nicht die 
Schönste war im ganzen Land, ließ ihr der Neid keine Ruhe. Und 
als sie sich endlich etwas ausgedacht hatte, färbte sie sich das Gesicht 
und kleidete sich wie eine alte Krämerin und war ganz unkenntlich. 
In dieser Gestalt ging sie über die sieben Berge zu den sieben 
Zwergen, klopfte an die Tür und rief: „Schöne Ware feil, feil!" 
Sneewittchen guckte zum Fenster heraus und rief: „Guten Tag, 
liebe Frau, was habt Ihr zu verkaufen?" „Gute Ware, schöne 
Ware," antwortete sie, „Schnürriemen von allen Farben," und 
holte einen hervor, der aus bunter Seide geflochten war. „Die 
ehrliche Frau kann ich hereinlassen," dachte Sneewittchen, riegelte 
die Tür auf und kaufte den hübschen Schnürriemen. „Kind," 
sprach die Alte, „wie du aussiehst! Komm, ich will dich einmal
	        
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