Full text: [Teil 2, [Schülerband]] (Teil 2, [Schülerband])

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mächtigen Äste weithin erstreckten. Da waren prächtige Buchen mit 
silbergrauem Stimme, deren dichtbelaubte Kronen das Sonnenlicht 
vergoldete, und stolze Eichen, an deren knarrigen Ästen und Zweigen 
die vielbuchtigen Blätter im leisen Winde säuselten. Außer dem 
Laubholz aber sahen die Kinder auch Bäume mit Nadelblättern, und 
mit besonderer Freude erkannten sie unter ihnen die Weihnachtstanne 
oder Fichte. Der Vater sagte den Kindern, daß die meisten Nadel- 
holzbäume, ebenso wie dieser liebe Baum, im Winter sortgrünen. 
Nun durften sie auch zu den Sträuchern und Büschen eilen, die 
unter den hohen Bäumen wuchsen. Von den Erdbeersträuchlein 
naschten sie die würzigen Früchte, sammelten auch viele in ihre 
Körbchen, um sie der Mutter mitzubringen, und ließen sich auch von 
den blauschwarzen Beeren des Heidelbeerbusches die Zähne schwarz 
färben. Die stacheligen Brombeerbüsche mit ihren groben Blättern 
und weißen Blüten trugen meistens noch grüne Früchte; nur einige waren 
schon etwas gereift und schimmerten rot oder bläulich. Auch die Nüßchen 
des Haselstrauchs, die aus dem grünen Becherchen, das sie halb ver¬ 
deckte, hervorguckten, waren noch ganz unreif und ungenießbar. Der 
Vater sagte den Kindern, daß sie erst im Herbste zur Reife ge¬ 
langen. 
Wie viel gab es aber noch sonst im Walde zu suchen und zu 
sehen! Da blühten überall zwischen den Bäumen und auf den Wald¬ 
wiesen die schönsten Blumen, wie der purpurrote Fingerhut und der 
vielfarbige Wachtelweizen. Dazwischen standen hier und da Büschel 
von seltsam geformten Gewächsen, beinahe wie große grüne Federn 
anzusehen. Die Kinder durften von diesen Pflanzen, die der Vater 
Farnkräuter nannte, einige mitnehmen. Bunte Schmetterlinge spielten 
in der Luft, und große und kleine Käfer bewegten sich in schillernden 
Farben über den Boden hin. Große schwarze und feuerrote Schnecken 
krochen langsam über die Wege. Wie viele Vögel belebten den Wald! 
Das war ein Zwitschern und Singen, ein Gurren und Krächzen, 
wohin man nur hörte, in der Nähe und aus der Ferne. Nichts er¬ 
freute aber die Kinder mehr, als wenn ein schlankes Eichhörnchen 
blitzschnell am Baum in die Höhe lief und in einem Nu von Ast zu 
Ast kletterte, ja sogar von Baum zu Baum sprang, oder wenn ein 
flinkes Häslein erschreckt über den Weg sprang. Einmal erblickten 
sie auch in der Ferne zwischen den Bäumen hindurch ein schlankes 
Reh, aber es war in dem Augenblick, wo es sie sah, wieder ver¬ 
schwunden.
	        
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