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57. Ein treuer und geschickter Diener.
1.
Unter allen Tieren, die des Menschen Hausgenossen geworden
sind, ist der Hund sein bester Freund und treuester Diener. Voll
Freude wedelt das gute Tier mit dem Schwänze, wenn sein Herr
herannaht. Wie froh ist es, wenn es ihm auf dem Spaziergange
folgen darf, und wie traurig und niedergeschlagen sieht es drein, wenn
es zu Hanse bleiben muß! Mit freudigen Sprüngen läuft der Hund
seinem Herrn voran, kehrt wieder zu ihm zurück und eilt abermals
voraus. Am Scheidewege sieht er sich nach ihm um, zu erfahren, ob
er rechts oder links gehen muß. Das kluge und mutige Tier hilft
seinem Herrn willig bei den verschiedensten Arbeiten, und es ver¬
teidigt ihn mit seinem eigenen Leben, wenn er angefallen wird. Des
Nachts bewacht es das Haus und hält die Diebe von demselben ab;
es treibt für den Jäger das Wild auf und bringt die Beute zurück,
ohne davon zu naschen; es zieht sogar den Wagen und Schlitten.
Wenn es den Befehl seines Herrn erwartet, spitzt es die Ohren und
sieht ihn mit seinen klugen Augen aufmerksam an. Bei Tag und bei
Nacht zeigt er sich für ihn munter und lebendig.
2.
Willst du so recht sehen, was der Hund im Dienste des Menschen
vermag, so gehe mit mir in die Heide oder auf das Stoppelfeld, wo
der Hirt seine Schafe und Lämmer weidet. Sein treuester Gehülfe
ist sein Hund; ohne ihn würde es ihm unmöglich sein, sein Vieh zu
hüten. Ein Schäfer richtet mit seinem Hunde mehr aus, als zwanzig
Hirten ohne Hund.
Man verwendet den Schäferhund gewöhnlich schon vom ersten
Jahre seines Lebens an als Wächter der Herden, und mit der Zeit
lernt er dieses Amt vortrefflich versehen. Niemand verträgt sich besser
miteinander, als der Schäfer und sein Hund. Jedes Wort seines
Herrn lernt dieser verstehen. Nicht bloß die Befehle beim Hüten des
Viehs, nein auch die Dinge, die er täglich benennen hört, wie Wiese
und Feld, Weizen und Hafer werden ihm verständlich und wohlbekannt.
Wie flink und unverdrossen muß er sein und zugleich auch wie über-
legsam und ruhig! Sieh einmal hin auf die große Menge der Schafe,
die sich dort auf dem Stoppelfelde in dichtem Gewimmel nebeneinander
hinbewegen. Langsam folgt ihr der Schäfer mit einem langen, krummen