Metadata: [Teil 2 = 3. und 4. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 2 = 3. und 4. Schuljahr, [Schülerband])

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Haut war größtenteils in der Eiche geblieben. Er litt entsetzliche 
Schmerzen, er blutete entsetzlich, er war los, aber er konnte nicht 
von der Stelle, weder gehen noch kriechen, und so war sein Elend 
nur wenig gebessert. 
Jetzt kamen sie heran, drangen mit großem Geschrei herbei 
und ermahnten einander tapfer: „Schlagt zu! Schlagt zu!" 
Aber weil der Bär wieder frei war, war den meisten doch der 
halbe Mut entgangen, und viele standen hinten und hoben nur 
die Knüttel in die Höhe und droheten schrecklich dazu. Viele aber 
schlugen und stachen zu, jedoch mit großer Sorge und Vorsicht, 
und darum wurden die Püffe und Schläge nicht so ganz arg und 
tödlich. 
Zuletzt gab ihm Rustefeils Bruder, der Stärkste im Dorfe, mit 
einem langen und großen Knüttel einen Schlag, daß ihm die Sinne 
vergingen; aber in Angst und Schrecken und Betäubung sprang er 
wie rasend auf und fuhr unter den Haufen. Da stoben sie mit 
Angstgeschrei alle auseinander, und einige Weiber stürzten in den 
nahen Vach, der reißend und tief dort vorüberfloß. 
In der Verzweiflung stürzte sich auch Braun in den Bach 
und wollte sich selbst im Wasser ein Leides tun, um seine großen 
Schmerzen loszuwerden, denn er wußte nicht, daß er schwimmen 
konnte, aber er konnte es, als er im Wasser war. Da ging es ihm 
wie vielen, die auch nicht wissen, was sie können, und vielleicht 
auch nicht können, was sie wissen. 
Braun konnte schwimmen, wie er zu seinem Erstaunen inne 
ward. Er schwamm und war in dem schnellen Fluß in kurzem eine 
Meile weit geschwommen und kroch dann mühselig ans Land. 
„Da schwimmt er hin!" riefen die Bauern ärgerlich, als Braun 
sich ins Wasser stürzte, „und es ist eine Schande für uns, und wir 
werden zum Gespülte der Nachbarn und müssen uns vor ihnen 
schämen, und sie werden uns Spottnamen anhängen." 
Eins tröstete sie jedoch, nämlich, daß in dem Eichklotz noch 
Haut und Haar von Äopf und Füßen steckten; denn als sie das 
gewahr wurden, wurden sie wieder witzig und sagten: „Komm doch 
wieder, Braun! Du hast ja die Pudelmütze und die Handschuhe 
vergessen!" 
Der Bär lag am Flusse, schmerzensvoll und lebenssatt, als 
ihn Reineke, der eben auf einer glücklichen Hühnerjagd gewesen
	        
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