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Aber als sie abends hinter der gehörnten Schar das Dorf lnn-
unter ging, kamen einige Maultiere herauf ihr entgegen. Auf
dem vordersten saß ihr Benedikt hinter einem Knechte des Fürstbischofs,
und zwar so munter, daß die Witfrau sogleich sah, es müsse ihm den
Tag über nicht schlecht gegangen sein.
Und so war es auch. Der Bischof hatte sich sogleich für die
Pflastersteine des Sandbuben entschieden und die fremden Steinmetzen
in ihre Heimat entlassen, den Knaben aber mit sich in sein Hans ge¬
nommen, gespeist und ihn versichert, daß er für ihn und seine Mutter
sorgen wolle. Dann hatte er ihn mit dem Baumeister, der das Stein¬
lager untersuchen sollte, nach Solenhofen zurückgehen lassen.
Der Bischof hielt Wort. Nachdem Benedikt bei einem Meister
Steinmetz in Eichstädt in der Lehre gewesen war, ließ er sich in Solen¬
hofen nieder und hatte fortwährend so viele Bestellungen an Pflaster-
und Quadersteinen, daß es ihm und seiner Mutter nie mehr an dem
täglichen Brot fehlte.
4. Deutsches Schauspiel zu Venedigs)
(Eine wahre Anekdote.)
Alexander, Erbprinz von W., hatte den Einfall, den schon mancher
deutsche Prinz gehabt, Italien zu durchreisen; ob aus Begierde, sich um¬
zusehen oder gesehen zu werden, um die väterlichen Schätze allda aus¬
zustreuen oder neue Kenntnisse zu sammeln, das weiß ich nicht. Genug,
er reiste, und das einzige, was ihn vor dem größten Teil seiner Vor¬
gänger auszeichnete, war die Gesellschaft eines der einsichtsvollsten Deutschen,
des Kammerherrn v. E.
Man errät leicht, daß auch Venedig auf dieser Reise nicht unbesehen
blieb; und diese prächtige, in mancherlei Betracht einzige Stadt gefiel
dem Prinzen so wohl, daß er weit über die bestimmte Zeit in ihr ver¬
weilte. Freigebigkeit und Sanftmut machten ihn überall beliebt, und bald
befand er sich mit den vornehmsten Familien in einem gesellschaftlichen
Zirkel, der von mancher Annehmlichkeit begleitet ward.
Nur etwas war kränkend für ihn! So oft er sich von einem der
ersten Nobili eingeladen sah, so oft ward auch das Fest durch ein kleines,
italienisches Schauspiel beschlossen und in solchem dieser oder jener deutschen
Sitte gespottet. — Der Prinz, der sich hier nicht der Gewalt wie in
*) Diese Erzählung weckte in dem Fürsten Bismarck, der sie in seiner Jugend
oft las, nach seiner eigenen Angabe zuerst das Gefühl des Stolzes auf sein
Deutschtum.