Metadata: Lehr- und Lesebuch für den Deutschen Geschichtsunterricht

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des Land- und Religionsfriedens und in die Acht, auch Berlierung aller 
ihrer Rechte ohne weiteres gefallen sein, sondern I. M. würden auch 
hierauf die wirkliche Exekution alsbald vornehmen lassen. 
Großglogauer Beichte. Ich armer, elender Sünder bekenne 
euch Priestern, daß ich so viele Jahre der verdammten, gottlosen Luther- 
scheu Lehre beigewohnt und in solchem Jrrtume gelebt habe, auch in ihrem 
greulichen Sakrament nichts anderes empfangen, als gebacken Brot und 
ein Tränklein Wein aus einem Faß. Solchem greulichen Irrtum und 
verdammlicher Lehre widersage ich, nun und nimmermehr in alle Ewigkeit 
beizuwohnen, so wahr mir Gott helfe und alle Heiligen! — Artikel: Wir 
glauben, wie die katholische Kirche befiehlt, es sei in der Schrift begründet 
oder nicht. Wir glauben an der heiligen Fürbitte und Anrufung. Wir 
glauben, daß ein Fegefeuer ist. Wir schwören zu Gott, daß Die lutherische 
Lehre falsch und verdammlich sei, und wollen's die Zeit unseres Lebens 
thun, auch unsere Kinder davon abhalten. Wir schwören, daß wir den 
Kelch des Herrn die Zeit unseres Lebens nicht gebrauchen wollen oder 
denselben treiben. Wir schwören, daß wir in die katholische Lehre aus 
gutem Willen und ohne Zwang getreten sind, dazu uns Gott Vater, 
Sohn und heiliger Geist helfe! Amen! 
Ausweisung der Protestanten. Ich bekenne mit diesem 
Revers, nachdem ich über die, mir durch geistlich und weltlich Geschehene 
Ermahnungen und Informationen der Zeit nicht habe befinden können, daß 
I. K. M. allergnädigste Resolution, die Religion betreffend, ich mich nicht 
bequemen könnte, sondern zu emigrieren endlich erklärt, daß ich der Kaiserl. 
Resolution gemäß zwischen heut und vierzehn Tagen aus aller I. K. M. 
Erbkönigreich und Landen reisen und mich stracks in andere Lande begeben 
wolle und vor Erlangung I. M. allergnädigster Bewilligung und Erlaubnis 
in keines derselben zurückkehren, auch meine Grundstücke, so ich in I. M. 
Landen habe, innerhalb sechs Monaten verkaufen wolle. So aber solches 
in dieser Frist nicht geschehen sollte, mögen genannte Güter durch Obrig¬ 
keiten geschätzet, feil gesprochen und verkauft werden, da ich aber hier 
wider das Gesetz handeln würde, so soll die Bestrafung meiner Person 
vorgenommen werden. 
Zerstörung Magdeburgs. Die ganze Nacht hindurch waren 
die Bürger auf dein Walle im Gewehr gewesen und hatten des Feindes 
gewartet. Da derselbe die Nacht über sich stille verhalten hatte, meinten 
sie, würde er am Tage nichts Sonderliches unternehmen. 
Ja, weil Tilly Tags zuvor etliches grobe Geschütz hatte wegführen 
lassen, mutmaßten sie, derselbe schicke fich zum Abzug an. Deshalb gingen 
die Hälfte der Bürger und auch die Offiziere um 5 Uhr nach Hause, um 
zu ruhen. Falkenberg ritt aber nach dem Rathause. Allein während man 
hier mit emsiger Beratschlagung begriffen war, die vom Walle Heim- 
gekehrten aber sorglos dem Schlummer sich überlassen wollten, eröffnete 
Pappenheim mit seiner ganzen Macht gegen 7 Uhr den Generalsturm. 
Mit Ungestüm griff er das neue Werk vor der Neustadt an, trieb die 
Soldaten zurück und lief auch den Oberwall an, wo er wenig Widerstand 
fand. Bei der Hohenpsorte hatten die Pappenheirnschen leichtes Spiel; 
denn die wenigen dort liegenden Soldaten waren schläfrig und die Schild- 
wache wurde der Kaiserlichen nicht eher gewahr, als bis sie den Todes- 
streich von ihnen empfing. Die übrige Mannschaft wurde sonder Mühe 
überwältigt, und so kam der Feind über den Wall bis an die Pforte. 
Da stößt der Wächter vom Johannisturm in das Horn, die Sturmglocken 
läuten und der Trommelwirbel erschallt in den Straßen. Falkenberg
	        
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