Full text: Von der deutschen Vorzeit bis zur Reformation (Teil 1)

Die deutsche Reformation. 1^0 
einsah, daß alle seine Versuche, den gefährlichen Gegner unschädlich zu machen, 
vergebens waren; er hoffte gewiß, daß es dem Kaiser endlich gelingen würde, 
Luthern zum Schweigen und zum Widerruf zu bringen.) 
Ob sich die Hoffnung erfüllte? 
II. Darbietung. 
1. Kaiser Karl V. hatte die deutschen Fürsten und die hohen Geistlichen 
zu einem Reichstage nach Worms berufen. Hier wollten sie miteinander be¬ 
sprechen, wie der Streit zwischen Luther und dem Papste beizulegen sei. Da 
schickte der Kaiser den Reichsherold zu Luther und ließ ihn auffordern, inner¬ 
halb einundzwanzig Tagen in Worms zu erscheinen. 
Wird Luther der Aufforderung Folge leisten? 
Am 2. April brach er von Wittenberg auf; es war Dienstag nach Ostern. 
Einige Freunde begleiteten ihn. Der Magistrat lieferte Wagen und Pferde. 
Der Weg führte durch Thüringen. Ein Herold ritt vor ihm her. Überall zog 
das Volk dem kühnen Mönch entgegen. Besonders hatte sich Erfurt ge¬ 
schmückt, seinen alten Magister zu empfangen. Der Rektor der Universität 
und vierzig Männer zu Pferde empfingen ihn. Luther blieb einen Tag in der 
Stadt und predigte. Der Kurfürst Friedrich der Weise ließ ihn bitten, wie¬ 
der nach Wittenberg zurückzukehren; es könnte ihm in Worms ein Übels be¬ 
gegnen. Aber Luther ließ sich nicht halten, sondern setzte furchtlos die Reife 
soft. (Nach Fromme!.) 
Überschrift? 
Zusammenfassung: Luthers Reise nach Worms. 
2. Wie erging es ihm nun in Worms? 
Als er in Worms ankam, verkündete ber Wächter auf dem Turme seine 
Ankunft durch Trompetenstoß. Da strömten die Leute in Scharen herbei, um 
den kühnen Mönch zu sehen. Gleich am Abend des folgenden Tages mußte er 
vor dem Reichstage erscheinen. „So stand er denn vor dem Kaiser und seinem 
Bruder Ferdinand, vor sechs Kurfürsten und achtundzwanzig Herzögen, elf 
Markgrafen, dreißig Bischöfen und zweihundert anderen regierenden Herren. 
Solche Versammlung hatte der Mönch, dessen Welt so lange bie Klosterzelle 
gewesen war, noch nicht gesehen. Auf einem Tische lagen seine Bücher. Als 
er gefragt würbe, ob er sie geschrieben habe, antwortete er: „Ja!" Man fragte 
weiter, ob er sie wiberrufen wolle; er bat sich Bebenkzeit aus. Der Herolb 
-geleitete ihn toieber zurück." (Emil Frommei.) 
Überschrift? 
Zusammenfassung: Luther zum ersten Male bor dem Reichstage. 
3. Welche Antwort wirb er bem Kaiser geben? 
Zum folgenben Abenb war er toieber geloben. Mit ber Bibel im 
Arme trat er in ben Saal. Er würbe toieber gefragt, ob er feine Bücher 
toiberrufen wolle. Da gab er mit großer Festigkeit Antwort unb erklärte 
sich bereit, sich ans Zeugnissen ber heiligen Schrift gern eines Besseren be¬ 
lehren zu lassen. Der kaiserliche Wortführer aber verlangte eine runbe unb 
kurze Antwort. Da sprach Luther herzhaft unb ben Blick zum Himmel ge* 
wanbt: „Weil es Weber sicher noch geraten ist, etwas gegen bas Gewissen 
zu tun, so kann unb will ich nichts toiberrufen. Hier stehe ich, ich kann 
nicht anbers. Gott helfe mir!" „Hatte sich Luther am Tage vorher noch 
schüchtern unb vom Anblicke ber Großen unb Gewaltigen beengt gezeigt, heute
	        
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