Full text: Für die Vorklasse der höheren Knabenschulen (dritte Elementarklasse), die Klasse III der höheren Mädchenschulen (Band 1, [Schülerband])

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7. Nur bei einer Gelegenheit blieb er taub auch gegen ihr 
innigstes Flehen. Nichts reizte nämlich seine Neugier so wie die 
Puppen der Mädchen. Hatte er eine erwischt, und war es ihm 
gelungen, sich zu befreien, so verschwand er schnellstens damit in 
irgendeinen unzugänglichen Winkel. Erst herzte und küßte er das 
Puppenkind, wie er es bei den Mädchen gesehen hatte, wiegte 
es in den Schlaf und versuchte es zu füttern. War ihm das lang¬ 
weilig geworden, so ging's an ein genaues Untersuchen. Die 
schönen Locken waren bald ausgerissen, die Augen ausgekratzt; 
dann zog er die Puppe aus, untersuchte die Kleider Stück für 
Stück und trieb seine Possen damit, ehe er sie zerriß und achtlos 
fallen ließ. Mit dem nackten Puppenkörper stellte er dann noch 
allerlei Versuche an, drehte Arme und Beine um und bohrte mit 
Wonne Löcher in den Körper, denn die herausrieselnde Kleie 
machte ihm großen Spaß. 
8. Ihr könnt euch denken, was für ein Jammergeschrei das 
Haus durchschallte, wenn die armen Puppenmütter sehen mußten, 
wie ihre Kinder so grausam gemordet wurden. Unten standen 
sie und riefen und flehten unter Strömen von Tränen; oben 
saß er und warf ihnen grinsend die Fetzen herab. Sie lockten 
ihn mit Apfelsinen; doch geringschätzig guckte er auf sie herab. 
Erst wenn das Püppchen völlig zerstört war, warf er den leeren 
Balg achtlos herunter. Im Bewußtsein seiner schlechten Tat 
zog er es indessen vor, längere Zeit unsichtbar zu bleiben; erst 
später erschien er wieder, und zwar mit der unschuldigsten Miene, 
als sei gar nichts geschehen. Natalie Ey. 
172. Graf Eberhards Weißdorn. 
1. Graf Eberhard im Bart 
Vom Württemberger Land, 
Er kam auf frommer Fahrt 
Zu Palästinas Strand. 
2. Daselbst er einsmals ritt 
Durch einen frischen Wald; 
Ein grünes Reis er schnitt 
Von einem Weißdorn bald. 
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