Full text: [Teil 2 = Klasse 8, [Schülerband]] (Teil 2 = Klasse 8, [Schülerband])

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einen Gefährten finde, welcher mir nicht davonläuft und mich nicht 
verspottet!“ Der Pudel war es zufrieden, daß sie zusammen 
wanderten, und sie wurden unterwegs immer bessere Freunde. 
Da erzählte einer dem andern seine Schicksale. Der Pudel sprach: 
„Wenn ich daran denke, wie ich lahm geworden bin, so tut mir 
immer mein armer Herr leid; den haben die Räuber im Walde 
totgeschlagen, und weil ich ihn verteidigte, mir mein Bein zer¬ 
schmettert.“ „Da wäre ich lieber davongelaufen,“ sagte der Kater, 
„denn ein Beinbruch tut weh. Ich hätte mich auch gern davon¬ 
gemacht, als mir der Koch mit seinem Hackmesser das Bein zer¬ 
schlug.“ „Was hattest du dem Koch getan?“ fragte der Pudel. 
„Ei,“ erwiderte der Kater, „ich wollte mir ein Rebhühnchen holen, 
das auf dem Herde stand und gar zu angenehm roch.“ „So?“ 
sagte der Pudel, „du bist lahm geworden, weil du gestohlen 
hattest? Das ist mir leid; dann können wir nicht weiter zusammen 
reisen.“ Und er schlug einen andern Weg ein. 
125. SecbTe kommen durch die ganze Melt. 
Von den Brudern Grimm. 
Kinder-und Hausmärchen. Originalausgabe. 32. Ausl., besorgt von Reinhold Steig. 
Stuttgart und Berlin 1906. 8. 246. 
Cs war einmal ein Mann, der verstand allerlei Künste; er diente im 
Krieg und hielt sich brav und tapfer, aber als der Krieg zu Ende 
war, bekam er den Abschied und drei Heller Zehrgeld auf den Weg. 
„Wart," sprach er, „das laß ich mir nicht gefallen; finde ich die rechten 
Leute, so soll mir der König noch die Schätze des ganzen Landes heraus¬ 
geben." Da ging er voll Zorn in den Wald und sah einen darin stehen, 
der hatte sechs Bäume ausgerupft, als wären's Kornhalme. Sprach er 
zu ihm: „Willst du mein Diener sein und mit mir ziehen?" — „Ja," 
antwortete er, „aber erst will ich meiner Mutter das Wellchen Holz heim¬ 
bringen," und nahm einen von den Bäumen und wickelte ihn um die 
fünf andern, hob die Welle auf die Schulter und trug sie fort. Dann 
kam er wieder und ging mit seinem Herrn; der sprach: „Wir zwei sollten 
wohl durch die ganze Welt kommen." Und als sie ein Weilchen gegangen 
waren, fanden sie einen Jäger, der lag auf den Knien, hatte die Büchse 
angelegt und zielte. Sprach der Herr zu ihm: „Jäger, was willst du 
schießen?" Er antwortete: „Zwei Meilen von hier sitzt eine Fliege auf 
dem Ast eines Eichbaums, der will ich das linke Auge herausschießen." 
— „O, geh mit mir!" sprach der Mann, „wenn wir drei zusammen 
sind, sollten wir wohl durch die ganze Welt kommen." Der Jäger war 
bereit und ging mit ihm, und sie kamen zu sieben Windmühlen, deren 
Flügel trieben ganz hastig herum, und ging doch links und rechts kein
	        
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