Full text: [Teil 2 = Klasse 8, [Schülerband]] (Teil 2 = Klasse 8, [Schülerband])

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sagen: „Wozu sind wir denn unser zwei und jung dazu und haben 
kräftige Arme?“ Und ehe die Alte noch recht wußte, wie ihr 
geschah, wurde auf einmal ihre Karre von jngendlichen Armen 
den Berg hinausgeschoben bis oben auf die Höhe. Vergebens 
mühte sich die alte Frau, schnell hinterdrein zu kommen; denn 
ihr scharfes Auge hatte wohl erkannt, wer ihr da so unerwartet 
zu Hilfe gekommen war. Als sie aber endlich oben angelangt 
war und ihren Dank abstatten wollte, waren die beiden freund¬ 
lichen Helferinnen schon längst verschwunden. 
141. Herzensgute unterer Kaiserin. von e™u evcrs. 
Auguste Viktoria. 3. Auflage. Berlin 1897. 8. 163. 
3m Jahre 1889 besuchte die Kaiserin das Ostseestädtchen Eckernförde in 
Schleswig Holstein. Auf dem Bahnhof war ihr ein festlicher Empfang 
bereitet, und ein Mädchen war ausersehen, sie mit einem Blumenstrauß 
und einem Gedichte zu begrüßen. 
Eine große Menschenmenge erwartete die hohe Frau auf dem Bahnhof. 
Jetzt hält der Zug. Im Empfangszimmer steht die Kaiserin, und vor ihr 
steht das Kind mit dem Blumenstrauß in der Hand. Fleißig hatte das 
Mädchen seine Verse gelernt; aber jetzt, da es sie hersagen soll, bleibt ihm 
das Wort in der Kehle stecken. Ängstlich blickt das Kind bald zu Boden, 
bald um sich; doch kein einziges Wörtlein fällt ihm eim, Da neigt sich 
die Kaiserin zu dem Mädchen, nimmt ihm den schönen Blumenstrauß aus 
der Hand und spricht in freundlichem Tone: „Ei, den schönen Blumenstrauß 
willst du mir schenken? So will ich dir — das Gedicht schenken!" Und 
mit diesen liebreichen Worten streichelte sie dem Kinde die glühende Wange. 
142. Ein Kinderfest der Kaiserin in Lothringen. 
Die Landjugend. Herausgeg. von Heinrich Sohnrey. 4. Jahrg. Berlin 1901. S. 31. 
In Uothringen liegt in anmutiger Gegend bei dem Dörfchen 
Kürzel das Schloß Urville, das unserm Kaiser gehört. Fast alle 
Jahre weilte das Kaiserpaar früher mit seinen jüngeren Kindern 
einige Zeit auf diesem hübschen Fleckchen Erde. Wenn es aber 
im Schlosse eintraf, dann zog auch erwartungsvolle Freude ein in 
die Herzen der Dorfkinder, denn alljährlich bereitete ihnen die 
Kaiserin ein schönes Fest. So war’s auch im Frühling des Jahres 
1900. All das junge Volk von Kürzel, vom drei- bis vierjährigen 
Bübchen bis zur Konfirmandin im letzten Schuljahre, nicht weniger 
als 214 Buben und Mädchen, folgten der Einladung der Kaiserin 
in das Gemeindehaus. Da standen sie nun im Sonntagsgewand,
	        
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