150
dauernde Pflege der Künste und Wissenschaften, durch Versöhnung aller
Parteien und durch eine kluge äußere Politik zu hoher Blüte zu erheben.
€) Mailand. Aus dem Kampfe, der zwischen der guelfischen Partei
(della Torre) und den Ghibellinen (Visconti) herrschte, giengen letztere
als Sieger hervor. Matthéo Viscónti gelangte (um 1298) zur Herr-
schaft, die er als Statthalter und Reichsvicar bis zu seinem Tode behielt
und auf seine Nachfolger vererbte. Johann Galeäzzo erkaufte sich von
König Wenzel die Herzogswürde und vermählte seine Tochter Valentine
mit dem Bruder des Königs Karls VI. von Frankreich, Ludwig von
Orleans. Nach dem Tode des letzten Visconti (Philipp Maria) erhob
sich sein Schwiegersohn, der Söldnerführer (Condottiere) Franz Sforza,
zur Herrschaft (1450 ~1466). Als dieser gestorben war, entstanden Kämpfe
zwischen seinen Nachfolgern, aus denen sein Sohn Lodovico Moro (1494)
als Sieger hervorgieng. Mit dessen Nichte, Blanca, war Kaiser Mari
milian vermählt.
d) Kämpfe um die Herrschaft in Jtalien. Entstehung der Gleich-
gewichtspolitik. Das Entstehen mehrerer selbständiger Staaten in Italien
führte naturgemäß zu Kämpfen um die Vorherrschaft. Ansprüche auf
dieselbe erhob vor allen Rom, gestützt auf seine Vergangenheit und auf
die Partei der Guelfen, die in allen Staaten Italiens nicht unbedeutend
war. Gegen diese Bestrebungen Roms erhob sich in Oberitalien Mailand,
in Mittelitalien Florenz. Als aber Mailand übermächtig wurde und die
Viscontis nach der Kaiserwürde in Italien strebten, da trat Venedig,
mit Florenz und dem Papste im Bunde, diesen Plänen entgegen und
stellte das Gleichgewicht in Italien wieder her. Wichtiger wurden die
Kämpfe, als gegen Ende des 15. Jahrhunderts auch die übrigen europäi-
schen Mächte in die Schicksale Italiens eingriffen.
Zuerst suchte Frankreich in Italien Einfluss zu gewinnen. König
Karl VUI. machte die Ansprüche, die das französische Haus Anjou auf
Neapel hatte, geltend, durchzog ohne Hindernis ganz Italien und erobertt
in der kürzesten Zeit ganz Neapel (1495). Seine Erfolge veranlassten
ein Bündnis zwischen den italienischen Staaten (Mailand, Venedig und
Rom), dem sich auch Kaiser Maximilian und König Ferdinand
von Aragonien und Siecilien anschlossen. Durch dieses Bündnis bt
droht, verließ Karl VIII. Neapel. ~ Sein Nachfolger, Ludwig All.,
erhob als Enkel der Valentine Visconti Ansprüche auf Mailand, ver
jagte dessen Herzog Lodovico, und behauptete das Land. Nach diesem Er-
folge richtete er sein Augenmerk auf Neapel, und machte dem Königk
Ferdinand von Aragonien, der mit der neapolitanischen Königsfamilie ver?
wandt war, den Vorsschlag, das Land gemeinsam zu erobern und dann zl