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Da tritt aus seiner Kluft hervor
Der Räuber groß und wild,
Er schwingt sein Hüneuschwert empor
20 Und schlägt an seinen Schild:
„Du hast ja viele Wächter,
Warum denn littens die?
Dir dient so mancher Fechter,
Und keiner kämpft um sie?"
25 Noch stehn die Fechter alle stumm,
Tritt keiner aus den Reihn,
Der blinde König kehrt sich um:
„Bin ich denn ganz allein?"
Da faßt des Vaters Rechte
30 Sein junger Sohn so warm:
„Vergönn mirs, daß ich fechte!
Wohl fühl ich Kraft im Arm."
„O Sohn, der Feind ist riesenstark,
Ihm hielt noch keiner stand;
35 Und doch, in dir ist edles Mark,
Ich fühls am Druck der Hand.
Nimm hier die alte Klinge!
Sie ist der Skalden Preis.
Und fällst du, so verschlinge
40 Die Flut mich- armen Greis!"
Und horch! es schäumet, und es rauscht
Der Nachen übers Meer!
Der blinde König steht und lauscht,
Und alles schweigt umher,
45 Bis drüben sich erhoben
Der Schild und Schwerter Schall
Und Kampfgeschrei und Toben
Und dumpfer Widerhall.
Ta ruft der Greis so freudig bang.
50 „Sagt an, was ihr erschaut!
Mein Schwert (ich kenns am guten Klang),
Es gab so scharfen Laut." —
„Der Räuber ist gefallen,
Er hat den blut'gen Lohn.
55 Heil dir, du Held vor allen,
Du starker Königssohn!"
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