Die beiden andern Brüder waren damit zufrieden, wie sie
vorher gelobt batten, und weil sie sich einander so lieb batten,
blieben sie alle drei zusammen im Haus und trieben ihr Hand¬
werk; und da sie so gut ausgelernt batten und so geschickt waren,
5 verdienten sie viel Geld. So lebten sie vergnügt bis in ihr Alter
zusammen, und als der eine krank ward und starb, grämten sich
die zwei andern so sehr darüber, dass sie auch krank wurden
und bald starben. Da wurden sie, weil sie so geschickt gewesen
waren und sich so lieb gehabt hatten, alle drei zusammen in ein
10 Grab gelegt. Brüder Grimm.
13. Junker Prahlhans.
Ein König hatte einen jungen Edelknecht, den man Junker Prahl¬
hans nannte, weil er immer viel versprach und wenig hielt. Es lebte
aber auch am Hofe des Königs ein Spaßmacher, und dieser wollte
15 den Prahlhans bessern. Das ging aber auf folgende Weise:
Eines Tages hätte der König gern gebratene Vögel gegessen und
sprach zum Junker: „Hans, geh hinaus in den Wald, und schieße
mir zehn Vögel für meinen Tisch." Der Junker aber sprach: „Nicht
nur zehn, sondern hundert Vögel will ich dir schießen." „Gut," sprach
20 der König, „wenn du ein so guter Schütze bist, fo bringst du mir
hundert; sollst für jeden einen Thaler haben." Der alte Spaßmacher
hörte das und ging dem Junker voraus in den Wald, wo die meisten
Vögel waren, und rief ihnen und sprach:
Ihr Vöglein, flieget alle fort!
25 Hans Großmaul kommt an diesen Ort,
Möcht' hundert Vögel schießen.
Als Junker Hans in den Wald kam, da konnte er keinen Vogel
erschauen; denn sie hatten sich alle in ihren Nestern versteckt. Und
als er mit leeren Taschen zurück zum Könige kam, wurde er hundert
30 Tage lang ins Gefängnis gesperrt, weil er sein Wort nicht ge¬
halten hatte.
Wie er aber wieder frei war, sagte eines Tages der König:
„Ich möchte heute wohl fünf Fische auf meinen Tisch haben." Da
gedachte Hans an seine hundert Tage Gefängnis und that seinem
35 Munde ein wenig den Zaum an. „Ich will dir fünfzig Fische fangen
statt fünfen," sagte er zum Könige. Sprach der König: „Wenn du