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14. Der Hase und der Fuchs.
Ein Hase und ein Fuchs reisten beide mit einander. Es war
Winterszeit, grünte kein Kraut, und auf dem ganzen Felde kroch
weder Maus noch Laus. „Das ist ein hungriges Wetter," sprach der
5 Fuchs zum Hasen, „mir schnurren alle Gedärme zusammen." — „Ja
wohl," antwortete der Hase. „Es ist überall Dürrhof, und ich möchte
meine eigenen Löffel fressen, wenn ich damit ins Maul langen könnte."
So hungrig trabten sie miteinander fort. Da sahen sie von
weitem ein Bauernmädchen kommen, das trug einen Handkorb, und
io aus dem Korbe kam dem Fuchs und dem Hasen ein angenehmer
Geruch entgegen, der Geruch von frischen Semmeln. „Weißt du was!"
sprach der Fuchs: „Lege dich hin der Länge lang, und stelle dich tot.
Das Mädchen wird seinen Korb hinstellen und dich aufheben wollen,
um deinen armen Balg zu gewinnen, denn Hasenbälge geben Hand-
15 schuhe; derweilen erwische ich den Semmelkorb uns zum Troste."
Der Hase that nach des Fuchsen Rat, fiel hin und stellte sich
tot, und der Fuchs duckte sich hinter eine Windwehe von Schnee.
Das Mädchen kam, sah den frischen Hasen, der alle Viere von sich
streckte, stellte richtig den Korb hin und bückte sich nach dem Hasen.
20 Jetzt wischte der Fuchs hervor, erschnappte den Korb und strich damit
querfeldein, gleich war der Hase lebendig und folgte eilend seinem
Begleiter. Dieser aber stand gar nicht still und machte keine Miene,
die Semmeln zu teilen, sondern ließ merken, daß er sie allein fressen
wollte. Das vermerkte der Hase sehr übel. Als sie nun in die
25 Nähe eines kleinen Weihers kamen, sprach der Hase zum Fuchs:
„Wie wär' es, wenn wir uns eine Mahlzeit Fische verschafften?
Wir haben dann Fische und Weißbrot wie die großen Herren!
Hänge deinen Schwanz ein wenig ins Wasser, so werden die Fische,
die jetzt auch nicht viel zu beißen haben, sich daran hängen. Eile
30 aber, ehe der Weiher zufriert."
Das leuchtete dem Fuchs ein, er ging hin an den Weiher, der
eben zufrieren wollte, und hing seinen Schwanz hinein, und eine
kleine Weile, so war der Schwanz des Fuchses fest angefroren. Da
nahm der Hase den Semmelkorb, fraß die Semmeln vor des Fuchses
35 Augen ganz gemächlich, eine nach der andern, und sagte zum Fuchs:
„Warte nur, bis es auftaut, warte nur bis ins Frühjahr, warte nur,
bis es auftaut!" und lief davon, und der Fuchs bellte ihm nach
wie ein böser Hund an der Kette. Ludwig Bechstein.