80
König Heinrich IV., von Natur zur Gewaltherrschaft ge¬
neigt, frühe irre geleitet und ein Spiel der Parteien: des hei¬
ligen Anno, der ihn barbarisch-streng, und des Erzbischofes
Adalbert von Bremen, der ihn üppig-weichlich erziehen ließ,
ward 1065 zu Worms feierlich wehrhaft gemacht. Dann hielt
er zu Goslar und auf der Harzburg, der k. Pfalz, üppigen
Hof, den Sachsen zum Trotz, die ihm und sein Gefolge alter
Sitte gemäß unterhalten und neue Zwingburgen erbauen muß-
' ten. Den sächsischen Grafen Otto von Nordheim entsetzte er
seines Herzogthums Bayern, und verkaufte dasselbe an den
reichen Welf von Azzo (1071), Sohn der Welfischen Erbtoch¬
ter Kunegond, die sich mit Azzo aus dem Hause Este, Herrn
von Mailand, Genua rc. vermählt, und die Stammgüter der
ausgestorbenen Welfen in Schwaben und Bayern geerbt.
Welf (Guelph) I., in wälscher Tücke aufgezogen, schickte nie¬
derträchtig genug jetzt die Tochter Otto's, Ethelinde, die er
eben zum Weibe genommen, den geächteten Vater höhnisch zu¬
rück. Ergrimmt, rief dieser alle Sachsen auf, verjagte den
falschen König, zerbrach alle königliche Zwingburgen in Thü¬
ringen und Sachsen, riß in der Harzburg sogar die Gebeine
der königlichen Todten heraus, zertrümmerte Altäre und ver¬
übte schändliche Gräuel. Der erzürnte König schlug ihn bei
Langensalza an der Unstrut (9. Juni 1075), begleitet von
Welf, der den bayerischen Heerbann herbeigeführt. Groß, blu¬
tig und entscheidend war die Schlacht, bewundernswürdig die
Gewandtheit und der Muth der Sachsen, ein Schrecken der
Feinde; aber die bajoarische Wuth, aus mancher Feldschlacht
berühmt, zertrümmerte die auf Sieg und Tod verschworne
sächsische Heldenschaar. Die Sachsen traf nun fürchterliche
Rache; in der Verzweiflung riefen sie die Hülfe des Pab-
stes an.