Full text: Für Klasse VIII und VII (2tes und 3tes Schuljahr) (Teil 1, [Schülerband])

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vor Lachen. Mein Alter aber war sehr ernst geworden und sprach 
den ganzen Abend kein Wort mehr. Die andere Woche zogen die 
Franzmänner ab und lachten noch beim Abschied, als sie uns allen 
die Hand drückten und ordentlich sich bedankten für gute Bewirtung: 
„Nit raus! nit raus!" „Wird sich finden!" sagte mein Alter. 
„Wird sich finden!" schrieen meine beiden Jungen. 
Gut. Nun kamen lange Jahre und immer andere Franzosen. 
„Bald ist's genug," brummte mein Gottfried. Und einmal zogen 
sie alle hinauf nach Norden, aber zurück kam keiner. Und dann fing's 
auf einmal an zu rumoren im Lande, und an den Ecken klebten 
ganz andere Zettel, die mein Alter immer las, und wobei er mit 
dem Kopf nickte. Er war die Zeit nicht viel zu Haus. 
Da kam er eines Tages zurück und rief den Ludwig aus der 
Werkstatt, und sie kamen beide in die Küche zu mir. „Sieh, 
Mutter," sagte mein Gottfried, „'s ist gut, daß dein Feuer brennt. 
Paß auf, Ludchen!" Damit zog mein Alter seine Zipfelmütze aus 
der Tasche und warf sie unter meinen Topf, daß sie verschwelte und 
das ganze Haus voll Qualm ward. Dann ging er mit meinem 
Ludwig fort und kam allein und ganz still wieder. 
Am andern Morgen zog ein Trupp schwarzer Reiter in die 
Stadt — auch durch das Wassertor. Einer kam zu Pferd hier 
in die Sperlingsgasse vor unser Hans und stieg ab. Mir sank 
das Herz in die Knie; es war mein Ludwig. „Adjes, Mutter! Adjes, 
Vater!" rief er, „behüt euch Gott! 's wird sich schon machen." 
Und dann ritt er fort, den andern nach, die schon durch das Grüne 
Tor zogen. „Da geht's nach Frankreich, Alte," rief mein Mann, 
während ich heulte und jammerte. Aber es war noch nicht so weit. 
Wir hörten lange Zeit nichts, bis eines Tages alle Glocken 
in der Stadt läuteten und auch im ganzen Land, wie sie sagten. 
Es war eine große Schlacht gewesen, und Unsere hatten gewonnen, 
und mein Ludwig war — tot. „Der erste," sagte mein Alter. 
Wieder ging ein Jahr hin, und einmal kam das Kanonen¬ 
schießen so nahe, daß die Leute vor das Tor liefen, es zu hören; 
natürlich liefen mein Gottfried und ich mit. Da kamen bald aus 
der Gegend her, wo es so rollte und donnerte, Wagen mit Ver¬ 
wundeten, Freund und Feind durcheinander, und immer mehr und 
mehr. Die wurden alle in die Stadt gebracht. 
„Herr, mein Heiland!" muß ich auf einmal ausrufen, „ist das 
nicht der Piär von damals, von Anno sechs?" Richtig, er war's. 
Mit abgeschossenem Bein lag er auf dem Stroh und wimmerte ganz 
jämmerlich. „Den nehm' ich mit," sagte mein Alter und bat ihn
	        
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