fullscreen: Die deutsche Geschichte in der Neuzeit bis 1740 (Teil 3)

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ließ er sich zum Friedensschluß herbei. Derselbe sand in Rastatt 1714 
statt. Die geächteten Kurfürsten von Bavern und von Köln wurden 
wieder eingesetzt. In dem Friedensschluß von Baden (i. Aargau) schloß 
sich das Reich diesen Abmachungen an. Die wichtigsten Folgen dieses 
Krieges waren, daß Spanien seine Großmachtstellung völlig einbüßte, 
daß Frankreichs Übergewicht beseitigt sowie sein militärischer Ruhm er¬ 
schüttert wurde, während Englands Machtstellung sich bedeutend hob. 
Bald nach der Beendigung des spanischen Erbsolgekrieges starb 1715 
im 77. Lebensjahre König Ludwig XIV. von Frankreich in seinem Schlosse 
zu Versailles. Er hatte säst alle seine thronberechtigten Nachkommen vor 
sich hinsterben sehen. Es folgte ihm ein noch unmündiger Urenkel, 
Ludwig XV. Ludwig XIV. hatte erleben müssen, daß die hohe Macht¬ 
stellung Frankreichs gebrochen wurde, sein Kriegsruhm verblich und daß 
durch die unaufhörlichen Kriege und die verschwenderische Hofhaltung die 
Staatsschulden zu einet bedrohlichen Höhe anwuchsen. Unter seinem Nach- 
solger sank das Ansehen Frankreichs noch mehr. Dennoch trug die Zeit 
noch lange das Gepräge, das Ludwig XIV. ihr ausgedrückt, nicht bloß 
tn der Litteratur und den bildenden Künsten, sondern auch in Mode und 
Tracht (Allongenperücke). Die deutschen Fürsten hatten sich ihn zum 
Vorbild genommen. Sie strebten nach einer ähnlichen unumschränkten 
Herrschaft und machten sich von der Einschränkung durch die Stände 
frei. Auch seine verschwenderische und prunkvolle Hofhaltung, seine gro߬ 
artigen Bauten in dem von ihm geschaffenen Herrfcherfitze Versailles 
suchten sie nachzuahmen, besonders Kurfürst August II. der Starke von 
Sachsen, der seit 1697 auch König von Polen war. Doch auch König 
Friedrich I. von Preußen gefiel "sich darin, sehr zum Schaden seines 
Landes, und erst Friedrich Wilhelm I. schlug andere Wege ein. 
Wreußerr unter Kurfürst Iriedrich III., 1688—1701, als König 
Friedrich I., 1701-1713. 
1. Das wichtigste und folgenschwerste Ereignis unter der Regierung 
dieses Sohnes und Nachsolgers des Großen Kurfürsten ist die Erhebung 
des Herzogtums Preußen zu einem Königreiche. Diese erlangte der Kur¬ 
sürst als Belohnung für seinen engen Anschluß an Österreich. Schon 
am psalz-orleansschen Kriege hatte er teilgenommen und seinen Ver¬ 
wandten Wilhelm III. von Oranien bei der Behauptung des englischen 
Tbrones unterstützt. Ein preußisches Hilfsheer kämpfte in der Schlacht 
am Bovneflusfe mit (f. S. 53). Ebenso hatte Österreich sich auch in
	        
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