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»Na, mein Fräulein, was steht zu Diensten? Meine Dame, nehmen
Sie noch etwas mit! Der Salat ist heute sehr schön! Drei Köpfe
für zehn Pfennig!“ So und ähnlich tönt es bald aus diesem, bald
aus jenem Stande heraus. Netze und Körbe der Frauen werden
immer voller. Dort blickt eine Hausfrau bedenklich in ihre Geld¬
börse und rechnet nach, ob sie auch noch diese oder jene Kleinig¬
keit mitnehmen kann.
Viele Verkäufer haben an einer Wand ihres Standes einen
Fernsprecher. Hier laufen Bestellungen von solchen Herrschaften
ein> die irgend etwas möglichst schnell haben möchten, oder der
Verkäufer bestellt beim Großhändler frische Ware, wenn seine
Vorräte zu Ende gehen.
Aber was will dort der Schutzmann bei jenem Milchver¬
käufer? Er steckt ja eine Glasröhre in die gefüllte Milchkanne
hinein. Ja, ja, die Polizei ist überall und hat ein wachsames Auge.
Sio weiß, daß es Milchhändler gibt, die ihre Milch mit Wasser
verdünnen. Jetzt tritt der Schutzmann an einen Fischbehälter und
Prüft die Fische. Was will er nur daran sehen! Sie sind ja alle
£anz lebendig und bewegen sich munter hin und her. Er sieht
nach, ob die Fische nicht zu klein sind. Jede Fischsorte muß
uämlich eine bestimmte Länge erreicht haben, ehe sie verkauft
Werden darf. Nun begibt er sich zu einem Wildhändler. Er prüft,
ob dieser auch nicht Wild feilbietet, das zur Zeit nicht geschossen
werden darf. Was mögen nur jene Herren im Sinn haben? Sie
|roten ja an jeden Fleischerstand und beschauen die ausgelegten
Fleischsorten, ohne etwas zu kaufen. Das sind Tierärzte, die darauf
Zu achten haben, daß nur gutes Fleisch verkauft wird. Die Polizei
kauft auch ab und zu Butter oder Wurst, bald von diesem, bald
v°n jenem Händler, aber nicht zum Essen, sondern für das Ge¬
sundheitsamt. Dieses untersucht die Waren, ob sie nicht gefälscht
Slnd und unerlaubte Zusätze enthalten. Von Zeit zu Zeit sieht
öle Polizei auch nach, ob die Maße und Gewichte richtig sind.
So ist in der Großstadt dafür gesorgt, daß jede Hausfrau
richtige und gute Ware erhält, daß sie zu jeder Tages- und Jahres-
zeit das kaufen kann, was sie gerade gebraucht, und daß sie in
einem Raum alles beisammen findet, was sie sich nur wün¬
schen mag. Jütting und Weber.
75. Im Zischladen.
L Wenn Otto aus der Sdjule kommt, so bleibt er fast jedesmal
e* einem Schaufenster stehen, wo lebendige Fische zu sehen sind. Die