8. Kamillus.
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Jünglinge waren bestimmt, das Standbild nach Rom zu führen. In
weißen Kleidern gingen sie ehrfurchtsvoll in den Tempel und einer
fragte: „Willst du mit nach Rom gehen, Juno?", und da soll die Göttin
genickt haben. Sie bekam in Rom einen prächtigen Tempel.
Gegen Kamillus aber waren die Römer undankbar. Sie verbannten
ihn, und er bat voll Zorn gegen seine Vaterstadt die Götter, sie möchten
seinen undankbaren Mitbürgern bald ein großes Unglück schicken, damit
sie ihn recht vermißten. Und dieses Unglück kam über Rom. Von
Norden kam ein wildes, kriegerisches Volk über die Alpen, die Gallier.
Als die Gallier die Stadt Klusium belagerten, schickten die Klusiner nach
Rom um Hilfe. Drei Gesandte gingen hin, um die Gallier zu warnen,
Freunde und Bundesgenossen der Römer anzugreifen. Aber die Gallier
griffen trotzdem die Klusiner an. Die drei Römer beteiligten sich an
dem Kampfe, was sie als Gesandte nicht durften. Einer erschlug sogar
einen vornehmen Gallier. Nun brachen diese den Kampf ab, machten
mit Klusium Frieden und verlangten dann von Rom die Auslieferung
der drei Männer. Da diese verweigert wurde, zogen sie gegen Rom. Die
Römer hatten sich einen Kampf mit den Galliern gar nicht sehr gefährlich
gedacht. Ihr Heer aber wurde an dem Flüßchen Allia völlig besiegt.
So voll Furcht waren die Soldaten, daß nur wenige nach Rom zurück-
flohen, die meisten zerstreuten sich in die umliegenden Städte. Die Gallier
rückten nun gegen Rom vor. Wie wunderten sie sich, als ihnen gemeldet
wurde, kein Tor sei geschlossen, kein Soldat auf den Mauern zu sehen.
Die Römer hatten sich nämlich auf einen steilen Berg in der Stadt,
das Kapitol, mit Weib und Kind geflüchtet. Die vornehmsten Greise
aber, die früheren Konsuln und Ratsherren, erklärten, sie wollten, da sie
das Vaterland nicht mehr verteidigen könnten, auch den Waffenfähigen
ihre Lage nicht erschweren und setzten sich mit ihren Feierkleidern angetan
auf ihre elfenbeinernen Sessel auf den Markt oder vor ihre Häuser. Die
Gallier zogen in die menschenleere Stadt ein, mit Verwunderung sehen
sie dort die unbeweglichen, ehrwürdigen Gestalten. Da wagt es ein Über-
mutiger, er zupft einen an seinem langen weißen Barte. Der gerät in
Zorn und schlägt ihm mit seinem elfenbeinernen Stabe über den Kopf.
Nun merken die Feinde, daß es Menschen und nicht, wie sie wohl ge¬
dacht hatten, Götterstatuen sind und erschlagen alle. Rom wurde ver¬
brannt, und in den Trümmern lagerten die Gallier, die bald einen Sturm
auf das Kapitol unternahmen. Der Angriff mißglückte völlig. Aber
bald gingen auf der Burg die Nahrungsmittel aus, und ängstlich schauten
die Belagerten aus, ob nicht bald Hilfe käme. Kamillus hatte sich nämlich