Kamerun.
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N.W. liegt das britische Schutzgebiet der Ölflüsse, weiter n. das
britische Gebiet des Benue, der besten Fahrstraße nach dem Norden unserer
Kolonie, im Süden Französisch-Kong o und das spanische Gebiet des
Rio Muni.
Bodengcstalt und Gewässer. Vorerst kommen noch wenig in Betracht
das Gebiet n. vom 7. Parallel, die von den Deutschen nur eben berührten
Sudan-Reiche Adamana und Bornu, die nach dem Benne und dem Tsad
abwassern. Das übrige gliedert sich in 4 ungleich große Teile:
a. Die große innere Hochebene, deren aus Urgestein bestehender Rand je weiter
nach S. hin, desto näher an die Küste tritt, 300—400 m höher als die bayrische. Es
durchziehen sie mit w. Laufe zwei große Flüsse, der Nyong und der Sünaga, dieser
mit dem n. Quellflusse Mbam; beide werden an den Hochlandsrändern mehrfach durch
Schnellen und Fälle (darunter die schönen, über 30 in hohen Jdia-Fälle des Lom) ge¬
stört. N.ö. von 7 + 13 liegt in Brockenhöhe im Graslande und auf der dritten Boden-
stufe das Hochland von Ngaundere. Es bildet die Wasserscheide der nach allen Rich¬
tungen ablaufenden Ströme, und der Besitz jener Stadt ist darum von hervorragender
Wichtigkeit für Handel und Krieg.
t>. Die Küstcnebenc vom Campo bis an das Kamerun Gebirge verbreitert
sich stark nach N. zu. Ant meisten fällt auf dem Kartenbilde ins Auge der wie ein Ahorn¬
blatt ausgezackte Kamerün-Busen^, nach dem auch das Gebirge und die ganze Ko¬
lonie benannt ist. Es ist eine haffartige Weitung, die durch die ungestüme Welle des
Ozeans aufgerissen ist, und welche die zahlreichen Küstenflüsse mit ihren Mündungsdeltas
wieder zuzuschütten streben. Die bedeutendsten sind der Wuri und der Mungo, beide
zum Teil schiffbar.
a. Auf kreisrundem Sockel erhebt sich das großartige Kamerun-Gebirge, ein er¬
loschener Vulkan von 4055 m Höhe, mit etwa 70 Kratern, der letzte in der Vulkanreihe,
die, auf den benachbarten Guinea-Inseln anhebend, den Golf diagonal durchquert.
Sein Fuß, der an der Küste in mehrere gute Häfen zerklüftet ist, wird von tropischem
Urwalde umgürtet, bis 2300 in reicht die Besiedlung, während der Gipfel manchmal
Schnee trägt und die Höhe durch Stürme und Gewitter recht unwirtlich wird. Bei den
Eingeborenen heißt er Mongo-ma-Loba, d. i. Götterberg.
ti Die kleine Kiistencbene n.w. vom Götterberge ist wiederum ein Gewirr von
Flußdeltas, die wie im S. merkwürdigerweise fast sämtlich miteinander verbunden sind.
Das^ Klima des Küstenlandes ist bei einer wenig schwankenden Durchschnittswärme
von -i-25O0 für Europäer verderblich; namentlich die vom Brackwasser umspülten Man¬
grove-Dickichte hauchen giftige Dünste aus, und die Gefahren des Gallenfiebers und der
Dysenterie (Ruhr) gestatten dem Weißen höchstens einen dreijährigen Aufenthalt. Das
Hochland ist etwas gesünder, und die Hitze (Durchschnittswärme etwa 21°) wird oft
durch Kälteschauer unterbrochen. An der Küste fallen beträchtliche Regenmengen, in
der Stadt Kamerun die 7 fachen wie im norddeutschen Flachlande (55 enr>, und zwar in
der Regenzeit während des Höhenstandes der Sonne von Mai bis Oktober. Bei der
Pflanzung Debundja, an der S.W.-Seite des Kamerun-Berges, fallen 937 cm —
eine der größten Regenmengen der Erde. Diese Niederschläge speisen den dichten,
dunklen Urw ald, der unweit der Küste anhebt und an den Hochlaudsränderu viele Kilo¬
meter breit hinaufsteigt. Die dt ähr frucht der Küstenstümme sind die Brot liefernden,
gurkenförmigen Früchte des Bananenbaumes oder Pisangs, der mit seinen schöngeschnit¬
tenen Blättern der unzertrennliche Begleiter der tropischen Palme ist; auf dem Hochlande
werden sie ersetzt durch die üblichen Getreidearten Jnnerafrikas, wie Durra und Reis.
Reich ist die Tierwelt. Im Urwalde treten Schimpanse und Gorilla auf, Schlangen
mannigfaltigster Art, Leopard, Hyäne und große Wildschweine, auf den Grasfluren des
Hochlandes Antilopen, Büffel und hier wie dort Elefanten in großen Herden; auch
1 Kamerun-Fluß, vom port. camaroes (kamaröngschj, bedeutet Krabbenfluß.