_ 
— 166 — 
bis sie zu einem Häuschen gelangten, auf dessen Dach es 
sich setzte. Nls sie ganz nahe herankamen, so sahen sie, daß 
das Häuslein aus Vrot gebaut und mit Rüchen gedeckt war; 
aber die Fenster waren aus Hellem Zucker. 
6. 
„Da wollen wir uns dranmachen," sprach hänsel, „und 
eine gesegnete Mahlzeit halten. Ich will ein Stück vom 
Dache essen; Gretel, du kannst vom Fenster essen, das schmeckt 
süß." hänsel reichte in die höhe und brach sich ein wenig 
vom Dache ab, um zu versuchen, wie es schmeckte, und 
Gretel stellte sich an die Scheiben und knusperte daran. Da 
rief eine feine Stimme aus der Stube heraus: 
„Rnusper, knusper, knäuschen, 
wer knuspert an meinem Häuschen?" 
Die Rinder antworteten: 
„Der wind, der wind, 
das himmlische Rind," 
und aßen weiter, ohne sich irre machen zu lassen, hänsel, 
dem das Dach sehr gut schmeckte, riß sich ein großes Stück 
davon herunter, und Gretel stieß eine ganze, runde Fenster¬ 
scheibe heraus, setzte sich nieder und tat sich wohl damit. 
Da ging auf einmal die Türe auf, und eine steinalte Frau, 
die sich auf eine Rrücke stützte, kam herausgeschlichen, hänsel 
und Gretel erschraken so gewaltig, daß sie fallen ließen, was 
sie in den Händen hielten. Die Me aber wackelte mit dem 
Ropfe und sprach: „Ei, ihr lieben Rinder, wer hat euch 
hierher gebracht? Rommt nur herein und bleibt bei mir, 
es geschieht euch kein Seid!" Sie faßte beide an der Hand 
und führte sie in ihr Häuschen. Da ward gutes Essen auf¬ 
getragen, Milch und Pfannkuchen mit Zucker, Äpfel und 
Nüsse, hernach wurden zwei schöne Bettlein weiß gedeckt, 
und hänsel und Gretel legten sich hinein und meinten, sie 
wären im Himmel.