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7.
Die Me hatte sich nur so freundlich angestellt; sie war
aber eine böse hexe, die den Rindern auflauerte. Sie hatte
bas Vrothäuslein bloß gebaut, um Rinder herbeizulocken,
wenn eins in ihre Gewalt kam, so machte sie es tot, kochte es
und aß es, und das war ihr ein Festtag. M hänsel und
Gretel in ihre Nähe kamen, da lachte sie boshaft und sprach
höhnisch: „Die habe ich, die sollen mir nicht wieder ent¬
wischen!" Frühmorgens, ehe die Rinder erwacht waren,
stand sie schon auf. Und als die hexe sie beide so lieblich
ruhen sah, mit den vollen, roten Vacken, so murmelte sie
vor sich hin: „Das wird ein guter Dissen werden!" Da
packte sie Hansel mit ihrer dürren Hand und trug ihn in
einen kleinen Statt und sperrte ihn mit einer (Bittertüre zu.
(Er mochte schreien, wie er wollte, es half ihm nichts. Dann
ging sie zu Gretel, rüttelte sie wach und rief: „5teh auf,
Faulenzerin, trag' Wasser und koch' deinem Vruder etwas
Gutes; der sitzt draußen im Statte und soll fett werden,
wenn er fett ist, so will ich ihn essen!" Gretel fing an,
bitterlich zu weinen, aber es war alles vergeblich; sie mußte
tun, was die böse hexe verlangte.
8.
Nun ward dem armen Hansel das beste Lssen gekocht;
aber Gretel bekam nichts als Rrebsschalen. Jeden Morgen
schlich die Me zu dem Ztällchen und rief: „hänsel, streck'
deine Finger heraus, damit ich fühle, ob du bald fett bist."
hänsel streckte ihr aber ein Rnöchlein heraus, und die Me,
die trübe Mgen hatte, konnte es nicht sehen und meinte, es
wären hänsels Finger, und verwunderte sich, daß er gar
nicht fett werden wollte. 5lls vier Wochen herum waren
und hänsel immer mager blieb, da ward sie ungeduldig und
wollte nicht länger warten, „heda, Gretel," rief sie dem
Mädchen ;u, „sei flink und trag' Wasser! hänsel mag fett