Full text: Für das dritte Schuljahr (Teil 2, [Schülerband])

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Geschichten. 
Damit gab er ihm die Länge des Männleins. Als der 
Anzug fertig war, hängte er ihn auf ein Stühlchen neben 
dem Amboß und stellte einen kleinen Spiegel dabei. Dann 
versteckte er sich, um zu beobachten, was das Männlein 
zu dem Geschenke sagen würde. 
Kaum hatte dieses die Kleider erblickt, so warf es 
Schurzfell und Hammer beiseite und betrachtete mit Freude 
und Erstaunen die schönen Gewänder. Alsbald fing es 
an, sie anzulegen. Dann bewegte es sich wie ein eitles Mäd¬ 
chen vor dem Spiegel auf und ab und sprach: „Ei, wie 
schön mir das weiße Höschen paßt! Ei, wie schmuck mir 
das blaue Samtröcklein steht!" Zuletzt setzte das Männ¬ 
lein auch den Federhut auf und steckte den feinen Degen 
ein. Da wußte es sich vor Freude kaum zu lassen und 
sprang wieder aus einem Bein einher. Plötzlich aber fielen 
seine Blicke auf die Eisenklumpen, und es stand wie an¬ 
genagelt still. „Nein," sprach es endlich, „mit dem Schmie¬ 
den ist es nun vorbei; solche gemeine Arbeit ziemt sich nicht 
für einen so schmucken Junker, wie ich jetzt bin." Damit 
flogen das Schurzfell und der Hammer in die Kohlen, und 
das Junkerlein klatschte vor Freude in die Hände, als sie 
in Flammen aufgingen. Darauf nahm es sein silbernes 
Hütchen und ging stolz zur Tür hinaus. 
Fortan mußte der Schmied seine Arbeit selbst verrichten, 
wenn sie getan werden sollte. Da er aber durch des Männ¬ 
leins Dankbarkeit reich geworven war, so legte er sein Ge¬ 
schäft nieder und lebte in Ruhe. 
Mendt. 
173. Der hartgeschmicdete Landgraf. 
Landgraf Ludwig zu Thüringen und Hessen war an¬ 
fänglich ein gar milder und weicher Herr, demütig gegen 
jedermann; da huben seine Junker und Edelinge an stolz 
zu werden, verschmähten ihn und seine Gebote, aber die 
Untertanen drückten und schätzten sie aller Enden. Es trug 
sich nun einmal zu, daß der Landgraf jagen ritt in den
	        
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